Der Fehltritt in der Handball-Bundesliga gegen GWD Minden kam für die SG Flensburg-Handewitt zur Unzeit. Schon am Mittwoch (20.45 Uhr) steht in der Champions League gegen den FC Porto ein Heimspiel mit Finalcharakter an.
Ein Sieg im vorletzten Spiel der Gruppe B ist Pflicht, um das Achtelfinale zu erreichen – ohne sich darauf zu verlassen, dass Motor Saporoschje wegen des Krieges in der Ukraine nicht mehr spielen kann.
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Mads Mensah: „Gespielt wie im Winterschlaf“
Die knifflige Aufgabe gegen Porto – das Hinspiel ging 27:28 verloren – muss eine Mannschaft lösen, die beim 31:31 gegen den Bundesliga-Tabellenletzten verunsichert wirkte und fern ihrer Möglichkeiten agierte. „Wir haben gespielt wie in einem Winterschlaf“, formulierte Mads Mensah selbstkritisch.
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Was ist los bei der SG Flensburg-Handewitt? Minden muss auch in übler Tagesform schlagbar sein. Dem Team von Maik Machulla ist jedoch die hervorstechende Qualität der vorangegangenen Spielzeiten abhanden gekommen. Die in der Personalnot geborene unerschütterliche Mentalität, die allen Widrigkeiten trotzt, ist nicht mehr zuverlässig abrufbar.
Fünf Punkte aus den Händen geglitten
„Das ist leider ein Thema in dieser Saison geworden. Was wir sehr gut gemacht hatten, bekommen wir nicht mehr hin“, stellte Kapitän Lasse Svan am Sonntag fest. Erlangen, Göppingen, Balingen, Wetzlar, Minden – fünf Punkte, die in den Schlussphasen aus den Händen glitten. Niemand weiß sicher, woran es liegt.
Ob man sich unterbewusst zu sehr auf die vermeintliche Selbstverständlichkeit verlassen hat, dass man stets die Kurve kriegt? Oder dem Irrglauben aufgesessen ist, alles werde leichter werden, wenn der Kader wieder vollzählig ist und alle Linkshänder sowie Göran Sögard wieder verfügbar sind?
Ganz offensichtlich ist im 16er-Kader etwas aus dem Gefüge geraten. „Einige, die zurückgekommen sind, brauchen etwas Zeit, bevor sie voll in der Spur sind. Aber darauf dürfen wir es nicht schieben“, sagt Svan.
Probleme in Angriff und Abwehr
Gegen Minden waren zwei Probleme eklatant. Der SG-Angriff agierte uninspiriert und statisch. Über die Außen lief es leidlich, aber es kam fast nichts aus der zweiten Reihe. Als würde nur auf die Achse Rückraum-Kreis gewartet werden oder auf die Lücke für den Schlagwurf. Dass trotzdem 31 Tore zustande kamen, hatte mehr mit limitierten Mindener Fähigkeiten zu tun als mit gutem Offensivspiel.
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Bedenklich stimmt der Einbruch der Defensive. Der GWD-Rückraum mit Oldie Zeitz (41) als einzigem Prominenten wurde kaum angefasst und erzielte zu viele leichte Tore. Schon gegen Paris (33), Kielce (33) und Wetzlar (29) setzte es zuletzt reichlich Gegentreffer.
Man muss über die Einstellung reden
Was tun? Die Einstellung ist neu zu justieren. Machulla mahnte:
Er war sich mit Svan einig war, dass in der Mannschaft darüber zu reden sei. Motto: Alle fassen sich mal an die eigene Nase.
Ein andere Überlegung ist die Erweiterung des taktischen Abwehr-Portfolios hin zu offensiveren Varianten. Das allerdings ist ein längerfristiges Projekt, zu dem es eines dauerhaft möglichst vollen Kaders bedarf.
Gegen Porto muss jedoch ein schneller Umschwung her, um nicht in eine Abwärtsspirale zu geraten.
„Hölle Nord“-Podcast: Jim Gottfridsson – der Anführer der SG Flensburg-Handewitt