Kopenhagen (dpa) – Für die Handballer aus Norwegen und Schweden sind es Heimspiele, für Dänemark liegt die Heimat nur eine Dreiviertelstunde entfernt: Mit großen Hoffnungen und Erwartungsdruck greifen die skandinavischen Mitfavoriten in die EM ein.
Die Norweger um ihren Superstar Sander Sagosen starten zeitgleich mit den Schweden am Freitagabend (20.30 Uhr) mit machbaren Aufgaben gegen Bosnien-Herzegowina und die Schweiz in die Vorrunde vor heimischen Publikum. Die Dänen legen am Samstag (18.15 Uhr) nach. Während Schweden zumindest als Medaillenanwärter gilt, zählt Sagosens Team ebenso wie die Dänen um den dreifachen Welthandballer Mikkel Hansen zum Kreis der Topfavoriten.
Sowohl Weltmeister Dänemark als auch WM-Vize Norwegen zeigten sich vorab in EM-Form. Es bleibt jedoch dabei, dass die Norweger den skandinavischen Rivalen nicht besiegen können: Trotz neun Toren von Sagosen unterlag das Team von Coach Christian Berge den Dänen am vergangenen Freitag bei einem Testspiel in Metz mit 26:28. «Zum Glück ist es noch eine Woche bis zur EM», sagte Sagosen im Anschluss.
Es war die fünfte norwegische Niederlage gegen Dänemark in Serie, darunter war auch die schmerzhaft deutliche im WM-Endspiel im vergangenen Januar im dänischen Herning. Sagosen und den Nordmännern fehlt damit weiter ein großer Handball-Titel bei den Männern – ob es nun endlich klappt? Dafür müssten auch Sagosens Teamkollegen mehr zeigen, bislang verlassen sie sich noch zu sehr auf ihren jungen Star.
Die Schweden haben mit Slowenien, der Schweiz und Polen eine verhältnismäßig leichte Vorrundengruppe erwischt. Danach drohen mit Dänemark, Norwegen und Frankreich in der Hauptrunde aber gleich drei Hochkaräter. Rückraumspieler Kim Ekdahl du Rietz – bei Paris Saint-Germain Mitspieler von Sagosen und Hansen – wähnt auf dem Weg zur Finalrunde in Stockholm bereits Lospech. «Wenn es nach der Zwischenrunde eine Fortsetzung gibt, dann wäre das für mich eine Überraschung und ein Riesenerfolg», sagte er.
Nach dem großen Coup bei der Heim-WM 2019 geht es für Dänemark zum EM-Vorrundenauftakt in Malmö zunächst gegen Island. Fahrtzeit von der Hauptstadt Kopenhagen aus: gerade einmal 45 Minuten. Wer mit über die Öresundbrücke reisen darf, das lässt Trainer Nikolaj Jacobsen bis zum letzten Augenblick offen. «Ich werde erst am Freitagvormittag entscheiden, welche 18 Spieler mitkommen», kündigte der Coach an. Sicher ist zumindest, dass viele dänische Handball-Fans den kurzen Weg über die Grenze auf sich nehmen werden.
Ein Grund für Jacobsens Abwarten sind Verletzungssorgen: Neben Lasse Svan und Magnus Landin ist mit dem Ex-Kieler und -Flensburger Rasmus Lauge einer der Schlüsselspieler angeschlagen. Superstar Hansen ist nach einer Gehirnerschütterung im Herbst wieder bei 100 Prozent. Spielt er sich mit seinem Team wie bei der WM wieder in einen Rausch, dann steht Handball-Dänemark etwas bevor, das bislang nur Frankreich geglückt ist: Im Falle eines EM-Sieges wären sie sowohl Olympiasieger als auch Welt- und Europameister – mehr geht nicht.