VfL Lübeck-Schwartau verpasst Derbysieg nur knapp

Spannung, Emotionen, wechselnde Führungen, zweifelhafte Schiedsrichterentscheidungen und eine dramatische Schlussphase: In der 2. Handball-Bundesliga bot das Nordderby zwischen dem HSV Hamburg und dem VfL Lübeck-Schwartau beste Unterhaltung. Und auch wenn sich die Kontrahenten am Ende die Punkte teilte, war die Gefühlslage doch ganz unterschiedlich nach dem 28:28 (15:14).

Während HSVH-Kapitän Niklas Weller davon sprach, einen Punkt gewonnen zu haben, zog VfL-Trainer Piotr Przybecki zunächst ein enttäuschtes Fazit: „Nach dem Spielverlauf ist es für uns ein verlorener Punkt. In der Schlussphase hat man die Verunsicherung durch die letzten Niederlagen gespürt, da war plötzlich Druck da.“

Przybecki konnte kaum trösten, dass seine Mannschaft nach zuletzt drei Pleiten am Stück den Abwärtstrend stoppen konnte, weil für die Schleswig-Holsteiner auch ein Sieg drin gewesen wäre. Vier Minuten vor der Schlusssirene lagen die Gäste noch mit vier Toren vorn. 15 Sekunden vor Ultimo jedoch schleuderte Hamburgs Finn Wullenweber nach einer dramatischen Aufholjagd den Ball zum 28:28-Endstand in die VfL-Maschen.

Keeper Klockmann hält Punkt fest

Den Schlusspunkt bildete dieser Treffer allerdings nicht. Es folgten tumultartige Szenen, Rudelbildung auf dem Spielfeld, am Rand gerieten die Trainer aneinander. Und als die Partie fortgesetzt wurde, wäre um ein Haar der eine, hochverdiente Punkt den Gästen noch aus den Händen gerissen worden. Nach einem Lübecker Ballverlust im Angriff, liefen die Hamburger den letzten Tempogegenstoß und kamen durch Jan Forstbauer zum freien Wurf. VfL-Torhüter Dennis Klockmann aber krönte seine starke Leistung mit seiner 13. Parade und hielt so den einen Punkt fest.

Duell auf Augenhöhe

In den 60 Minuten zuvor hatten sich die Lübecker eine Partie auf Augenhöhe mit dem Aufstiegsaspiranten geliefert und waren zunächst in Führung gegangen. Erst nach zehn Minuten gingen die Hamburger erstmals in Front (5:4). Der VfL ließ sich nicht beirren, war sowohl mit Tempospiel als auch im Positionsangriff erfolgreich. Erst nach einer Zeitstrafe verloren die Gäste etwas den Faden und gerieten mit 7:10 ins Hintertreffen(20.).

Die Lübecker aber kämpften sich in einer Überzahlphase wieder heran – der starke Julius Lindskog Andersson traf zum 12:12 (27.). Kurz darauf knickte der Schwede um und musste verletzt ausgewechselt werden.

Ranke feiert tolles Comeback

Der VfL aber blieb auch im zweiten Durchgang torgefährlich und spielstark. Markus Hansen brachte die Lübecker mit einem Unterarmwurf mit 17:16 in Führung (36.). Fynn Ranke, der nach Knie-OP und fast einjähriger Verletzungspause sein Comeback feierte, traf sechs Minuten später zum 20:18. Und als Ranke zum 28:24 (55.) traf, schienen die Lübecker nach dem 31:28-Hinspielerfolg auch den zweiten Vergleich mit den Hamburgern für sich entscheiden zu können.

Doch in den Schlussminute agierte der VfL plötzlich nervös, kassierte unglückliche Schiedsrichterentscheidungen gegen sich und musste sich am Ende mit einem Unentschieden begnügen.

„Das ist ärgerlich: Wir haben uns zu Ballverlusten verleiten lassen“, räumte Markus Hansen ein, während Przybecki das Positive mit in die zweiwöchige Spielpause nehmen wollte: „Insgesamt haben wir eine richtig gute Leistung gezeigt, konnten auch die Verletzungen von Löfström und Lindskog Andersson kompensieren. Ein großes Lob geht auch an Fynn Ranke, der ein richtig gutes Comeback gefeiert hat“, sagte der VfL-Coach, konnte seine Enttäuschung aber ob der verspielten Vier-Tore-Führung nicht verbergen.

VfL Lübeck-Schwartau: Klockmann, Conrad – Potratz, Gonschor (2), Raguse (2), Lindskog Andersson (6/1), Hansen, Löfström (2), Ranke (3), Waschul (2), Versteijnen (5/1), Schrader, Kretschmer (5), Hagen, Bruhn.