Nach der Auswärtsschlappe bei der abstiegsbedrohten HSG Konstanz hatte Piotr Przybecki gefordert, dass seine Mannschaft gegen den TuS N-Lübbecke ein anderes Gesicht zeigt. Und der Coach des VfL Lübeck-Schwartau wurde nicht enttäuscht: Die Hansestädter rafften sich zu einer bärenstarken Leistung auf und sorgten mit dem 33:30 (14:12)-Heimsieg über den Tabellenzweiten für eine faustdicke Überraschung. „Da kann man sehen, was Disziplin und Wille ausmachen“, freute sich Przybecki.
Positiver Coronatest
Die Vorzeichen waren alles andere als optimal: Das Selbstvertrauen hatte nach 3:11 Punkten zuletzt erheblich gelitten, zudem musste der VfL verletzungs- und krankheitsbedingt auf fünf Spieler verzichten. Zu allem Überfluss wurde bei den routinemäßigen PCR-Tests ein Lübecker am Dienstag positiv auf das Coronavirus getestet. Weil der Betroffene, bei dem es sich wohl um Torhüter Nils Conrad handelt (fehlte am Mittwoch im Aufgebot), bereits seit Samstag keinen Kontakt mehr zur Mannschaft hatte und alle anderen PCR-Tests negativ waren, entschied das Gesundheitsamt Lübeck, dass die Partie wie geplant ausgetragen werden konnte.
Starkes Borchert-Debüt
Zwischen den Pfosten gab Julian Borchert sein Debüt. Der nach der Verletzung von Stammkeeper Dennis Klockmann kurzfristig verpflichtete 21-Jährige hatte am Ende mit neun Paraden maßgeblichen Anteil am Überraschungssieg. Matchwinner aber war Niels Versteijnen, der 14 Treffer erzielte. „Das habe ich vielleicht in der Jugend mal geschafft“, freute sich der Niederländer über seine Leistung, lobte aber auch seine Mitspieler.
Die Gastgeber ließen sich auch von weiteren Hiobsbotschaften nicht unterkriegen: Bereits im ersten Angriff knickte Finn Kretschmer um und konnte nicht mehr weitermachen. Im zweiten Durchgang handelte sich zudem Markus Hansen nach der dritten Zwei-Minuten-Strafe eine Rote Karte ein (39.).
„Das war eine Achterbahnfahrt der Gefühle“, sagte dann auch Przybecki nach dem Spiel, in das die Gastgeber nach der Niederlage in Konstanz verunsichert gestartet waren. Nach einer Viertelstunde aber hatte der VfL seine Fesseln abgelegt, sich eine Drei-Tore-Führung erarbeitet (6:3/17.) und am Ende dem TuS die erste Auswärtsniederlage der Saison beigebracht.
Steigerung in allen Bereichen
„Julian hat uns mit seinen Paraden ein paar Mal super gerettet, insgesamt aber standen wir in der Abwehr ganz gut“, sagte Hansen nach dem Abpfiff und dem Siegertänzchen im Mittelkreis. Letztlich aber war entscheidend, dass sich die Gastgeber in allen Bereichen gesteigert hatten. „Diesmal waren wir auch im Angriff sehr effektiv, haben insgesamt so viel mehr besser gemacht als zuletzt. Das hat heute richtig Spaß gemacht“, betonte Hansen, der am Sonntag mit dem VfL um 17 Uhr beim EHV Aue zu Gast ist.
VfL Lübeck-Schwartau: Borchert, Engelhardt – Potratz, Gonschor (3), Lindskog Andersson (1), Hansen (3), Löfström (3), Ranke, Waschul (1), Versteijen (14/4), Schrader, Kretschmer, Hagen (2), Bruhn (6).