Johannes Golla war nach dem Abpfiff gut gelaunt. Das Spiel mit acht Toren Differenz gewonnen, selber zwei Treffer markiert und den ersten Sieg überhaupt in der Höhle des Löwen, der Kieler Arena, gefeiert – ein gelungener Abend für den 24-jährigen Handballprofi. Es machte für den Flensburger keinen Unterschied, dass dies nicht mit seiner SG, sondern mit der deutschen Handball-Nationalmannschaft, die er als Kapitän anführte, gelungen war.
Rückspiel am Sonnabend
Pflicht erfüllt! „Es war nicht optimal, aber ganz okay“, sagte Golla nach dem 34:26 (17:11)-Erfolg gegen die Färöer, der die DHB-Auswahl der WM-Endrunde 2023 ein großes Stück näher gebracht hat. Das Ticket nach Polen und Schweden soll nun endgültig am Sonnabend (20 Uhr) im Rückspiel in Torshavn gelöst werden. Das sollte eigentlich Formsache sein.
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Aber aufgepasst: Der Flug auf die Färöer wird keine reine Vergnügungsreise: Denn es war aller Ehren wert, was der Außenseiter aus dem Nordatlantik den 5121 Zuschauern in Kiel bot. Nicht wenige von ihnen hatten vor dem Anpfiff noch gerätselt: Handball und Färöer – wie passt das zusammen? Es wurde schnell deutlich, dass die Blau-Weißen kein handballerisches Kanonenfutter darstellen.
Der Jungs von der 50000-Einwohner kleinen Inselgruppe, die durch den Ausschluss ihres Gegners Belarus kampflos in die zweite Playoff-Runde eingezogen waren, spielten erfrischend auf und eroberten viele Sympathien in der halbvollen Halle. Elias Ellefsen und Co. feierten jeden ihrer 26 Treffer lautstark und blieben bis 4:6 (10.) und 8:11 (20.) noch in Schlagweite.
Und wie präsentierten sich die Deutschen? Nicht fehlerfrei, aber leidenschaftlich und einsatzfreudig. Und ab Mitte erster Halbzeit dominant. Zugegeben: Bundestrainer Alfred Gislason („Es ist ein ordentliches Ergebnis –mehr nicht“) hat schon größere Handballfeste in seinem „Wohnzimmer“ erlebt, in dem er als THW-Coach in elf Jahren 20 Titel gewann. Aber unter dem Strich war es ein solider Auftritt seiner Mannschaft.
Andy Wolff überragt
In dieser Partie ging es richtig zur Sache, was auch die 13 Zeitstrafen belegen. Eine weitere Erkenntnis: Qualität setzt sich am Ende durch – das war auch in der Wunderino-Arena der Fall. Besonders auf der Torhüterposition hatten die Gastgeber klare Vorteile. Der Ex-Kieler Andy Wolff machte reichlich Beute und kam auf starke 18/1 Paraden. Das reichte, um sich langsam aber sicher abzusetzen. Die erste Zehn-Tore-Führung erzielte Jungstar Julian Köster mit dem 29:19 (46.).
Am Ende bejubelten die deutschen Fans einen Acht-Tore-Sieg – und im Anschluss auch noch Patrick Wiencek, der nach 159 Länderspielen seinen Rücktritt erklärt hatte und nun vom DHB gebührend verabschiedet wurde.
Deutschland: Wolff (1.-60./18 Paraden), Klimpke (bei einem 7m/0) – Golla (2), Reichmann, Knorr (2), Zerbe (5), Köster (1), M’Bengue (1), Häfner (5), Schiller (5/5), Kühn (4), Mertens (1), Ernst (1), Kohlbacher (1), Drux (1), Witzke (5).
Beste Werfer bei Färöer: Ellefsen (5/2), Hoydal, Av Teigum (je 4).
Schiedsrichter: D. Loncar/Z. Loncar (Kroatien).
Siebenmeter: 6:3. – Zeitstrafen: 7:6.
Zuschauer: 5121.