Frankfurt/Main (dpa) – Das Handball-ABC müssen die Bundesligaprofis nach der mehrmonatigen Corona-Pause nicht neu erlernen – und doch stellt der Wiedereinstieg in den Trainingsbetrieb die Spieler und Trainer vor eine besondere Herausforderung.
«Man muss ganz langsam anfangen», sagte Maik Machulla, Coach des deutschen Vizemeisters SG Flensburg-Handewitt. «Das Ganze wird einen Touch von Kinder-Handball haben. Die Schulter wird sich erst wieder an Wurf-Situationen gewöhnen müssen.»
Drei Monate vor dem geplanten Saisonauftakt am 1. Oktober legen mit dem SC DHfK Leipzig und der HBW Balingen-Weilstetten bereits an diesem Mittwoch die ersten Vereine mit der Vorbereitung los. Wie die meisten Clubs planen die Sachsen eine Pause zwischen zwei längeren Trainingsblöcken ein. Das Gros der wegen der Corona-Krise auf 20 Clubs aufgestockten Liga will bis Mitte Juli wieder das Training aufnehmen.
Bis dahin will die Handball-Bundesliga (HBL) ein Hygienekonzept erarbeiten, auf deren Basis die Vereine die neue Spielzeit vorbereiten und dann auch bestreiten sollen. «Die meisten glauben, wir könnten einfach von den Konzepten vom Fußball oder Basketball abschreiben. Aber es ist schon mal grundsätzlich anders, dass wir an einem Konzept mit Zuschauern arbeiten. Auch der Wettkampf wird anders aussehen», sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann der Deutschen Presse-Agentur.
Den Entwurf, der in rund zwei Wochen vorliegen soll, müssen die Clubs dann bei den zuständigen Gesundheitsämtern vorlegen. «Es bedarf immer der individuellen Zustimmung der jeweiligen Behörde vor Ort», betonte Bohmann.
Die Begleiterscheinungen des Neustarts werden aber überall ähnlich sein. «Normalerweise würde ich mich mit fünf Wochen Vorbereitung begnügen, nun halte ich aber neun Wochen für nötig», sagte Machulla stellvertretend für seine Trainerkollegen. Über das Lauf- und Kraftvermögen mache er sich keine Sorgen, «aber für Handball brauchen wir mehr Zeit. Wir werden zunächst auf Zweikämpfe verzichten. Die Trainingseinheiten werden kurz sein, in denen vorerst Passübungen oder Richtungsänderungen dominieren werden», schilderte er den Plan.
Machulla gehört zu einer vierköpfigen Trainer-Taskforce, die mit der HBL in engem Austausch über den Saisonmodus und die unterschiedlichen Trainingsbedingungen in den Bundesländern steht. «Punkte wie Chancengleichheit und Planbarkeit sind uns sehr wichtig», betonte er.
Auch wenn an eine Rückkehr zur Normalität längst noch nicht zu denken ist, freut sich der 43-Jährige wie alle in der Branche darüber, dass die Liga nach monatelanger Unsicherheit wieder eine Perspektive hat. «Es ist schön, dass es nun einen Zeitplan gibt», sagte Machulla.
Ähnlich sieht es Jennifer Kettemann. «Der Handball war lange von der Bildfläche verschwunden», stellte die Geschäftsführerin der Rhein-Neckar Löwen fest. «Es wird uns allen guttun, wenn wir wieder auf ein Ziel hinarbeiten können. Unter welchen Bedingungen das auch immer sein wird.»
© dpa-infocom, dpa:200630-99-616551/2