Kiel (dpa) – Den ersten Glückwunsch erhielt Niklas Landin von seinem Teamkollegen Rune Dahmke, als er selbst noch nichts von seiner Wahl zum Welthandballer des Jahres wusste.
«Ich habe bei Instagram gesehen, dass Rune mich verlinkt hatte. Darüber habe ich mich gewundert – es war der erste Glückwunsch. Dann ging es im Sekundentakt rund», berichtete der dänische Torwart des THW Kiel auf der Webseite seines Clubs. «Die Wahl zum Welthandballer ist ein herausragendes Ereignis meiner Karriere.»
Dass Dahmke der erste Gratulant war, hatte einen guten Grund. Der Linksaußen hatte selbst Anlass zum Feiern: Die neue Welthandballerin und zweimalige Weltmeisterin Stine Bredal Oftedal aus Norwegen ist die Lebensgefährtin des 28-Jährigen.
Und noch jemand mit THW-Bezug wurde bei dem vom Weltverband IHF organisierten Fan-Votum berücksichtigt: Nikolaj Jacobsen, 1998 bis 2004 Spieler beim deutschen Rekordmeister, wurde zum Welthandballtrainer gewählt. Der 48-jährige Däne und frühere Meistercoach des Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen gewann 2019 gemeinsam mit Landin den WM-Titel.
«Das ist nicht das schlechteste Jahr gewesen», sagte Jacobsen dem dänischen Rundfunksender DR. «Für mich ist das der höchste Titel und die höchste Anerkennung, die man bekommen kann. Ich bin natürlich stolz darauf.» Von seinem ehemaligen Club aus Mannheim gab es Glückwünsche via Twitter: «Den Titel hast du dir redlich verdient.» Als Frauen-Trainer des Jahres wurde der Franzose Emmanuel Mayonnade ausgezeichnet, der die Niederländerinnen zum WM-Triumph führte.
Für Landin ist die Ehrung die verspätete persönliche Krönung des vergangenen Jahres. Bei der WM in Dänemark und Deutschland war der 31-Jährige der Rückhalt seines Teams. Mit dem THW Kiel holte der Kapitän den EHF- und DHB-Pokal. Es sei ein Jahr gewesen, «das man so nicht oft erlebt», meinte Landin, der immerhin 2016 schon Olympiasieger geworden war. Erst vor wenigen Wochen wurden er und die Kieler zum deutschen Meister der wegen der Corona-Pandemie abgebrochenen Saison gekürt.
Für ihn und die 28-jährige Stine Bredal Oftedal vom fünfmaligen ungarischen Champions-League-Sieger Györi ETO KC war es jeweils die erste Wahl zum Welthandballer bzw. zur Welthandballerin. In ihrer Mitteilung am Samstag schrieb die IHF bei beiden von «Erdrutsch»-Siegen. Die jährliche Wahl lief über zwei Wochen und endete am Freitagabend. Fans konnten ihre Stimme auf der Homepage der IHF abgeben. Zuvor waren die Nominierten aus einer Gruppe von 18 Experten bestimmt worden.
Landin ist der erste Spieler aus der Bundesliga seit 2013, der die Auszeichnung erhält. Damals war sein heutiger Teamkollege Domagoj Duvnjak zum besten Spieler der Welt ernannt worden. Der Kroate spielte 2013 noch für den HSV Hamburg. Ein Jahr zuvor war der Franzose Daniel Narcisse als letzter Kieler gewählt worden.
Landin setzte sich beim diesjährigen Votum gegen seinen Landsmann und dreimaligen Gewinner Mikkel Hansen, den Ex-Flensburger Rasmus Lauge ebenfalls aus Dänemark, den Kroaten Luka Cindric und THW-Neuzugang Sander Sagosen aus Norwegen durch. Mit Blick auf die Konkurrenz war Landin um so erstaunter über seinen klaren Erfolg: «Mit diesem Ergebnis habe ich angesichts der großartigen Handballer, die mit mir zur Wahl standen, nicht gerechnet.»
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