Interviews – egal in welcher Sprache – gehören nicht zu den großen Leidenschaften von Torbjörn Bergerud. Aber sie gehören zum Beruf des Torwarts der SG Flensburg-Handewitt dazu. Das gilt auch für die Corona-Tests, die er nun regelmäßig über sich ergehen lassen muss. „Ich hasse die“, sagt Bergerud. Er lacht und macht den Hustenreiz vor, der bei ihm entsteht, wenn das Stäbchen in den Hals wandert. „Aber es wird besser und besser. Es ist einfach schön, dass wir noch spielen dürfen“, findet der 26-Jährige.
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Das Ziel ist die Nummer eins
Seit einigen Wochen steht fest, dass Bergerud seinen im Juni 2021 auslaufenden Vertrag bei der SG nicht verlängert. „Ich hatte nach dem Sommer ein gutes Gespräch mit Maik Machulla, Mark Bult und Lars Christiansen. Wir waren uns einig, dass ich etwas Neues probieren sollte“, erzählt Norwegens Nationaltorwart Nummer eins.
Nummer eins sein – das hat in zweieinhalb Jahren in Flensburg bisher nicht geklappt. Zu stark waren die Leistungen von Benjamin Buric, zu dem Bergerud zwar ein sehr gutes Verhältnis hat, der ihm aber Spielzeit streitig macht. „Ich denke viel darüber nach, warum es für Norwegen manchmal besser läuft“, sagt Bergerud.
Keine Konstanz
Der Torwart hatte schon viele tolle Auftritte im SG-Trikot, die Konstanz wie im Nationalteam ließ er jedoch vermissen. „Es hat nicht zu 100 Prozent funktioniert, obwohl die SG ein super Verein mit einer super Mannschaft ist“, meint der 1,99 Meter große Keeper. Er habe nicht sein bestes Niveau erreicht.
Wo es den Deutschen Meister von 2019, den SG-Coach Machulla perspektivisch in die absolute Weltspitze einordnet, hinzieht, ist jedoch noch offen. „Bis jetzt habe ich keinen Vertrag. Vielleicht passiert es in den nächsten Tagen, vielleicht in den nächsten Wochen. Ich habe ein paar Optionen“, erzählt Bergerud.
Die Vereine wissen auf Grund der Corona-Pandemie nicht genau, mit welchem Etat sie planen können, Vertragsgespräche sind schwierig. „Aber ich bin ganz ruhig“, meint der Norweger. Er vertraut Berater Christian Henriksen.
Bergerud ist sich bewusst, dass offene Torwartstellen bei Spitzenteams rar sind. „Ich würde es akzeptieren, nicht in der Champions League zu spielen. Ich würde es gerne, aber es ist nicht der entscheidende Faktor.“ Das ist für den 26-Jährigen die Aussicht auf ausgiebige Spielzeit.
Gerüchteküche brodelt
Der FC Barcelona hat den Platz neben Gonzalo Perez de Vargas noch nicht offiziell vergeben. Zur Erinnerung: Kevin Möller, der vergangenen Donnerstag den THW Kiel entnervte, kehrt nach der Saison zur SG zurück. „Spanien hat nicht die beste Liga“, sagt Bergerud. Zudem würde sich seine Situation mit einem Konkurrenten des Kalibers Perez de Vargas kaum ändern.
Sollte Barça Emil Nielsen aus Nantes verpflichten, wäre dort eine Position frei. Es gibt viele Gerüchte um Bergerud – auch über eine Rückkehr nach Dänemark und einen Wechsel innerhalb der Bundesliga wird spekuliert. „Eigentlich will ich gar nicht so viel darüber reden.“
Karolina kommt mit
Eine wichtige Entscheidung privater Natur steht fest.
Die beiden lernten sich kurz nach der EM 2020 kennen und konnten während des ersten Lockdowns viel Zeit zusammen verbringen. „Da war Corona von Vorteil“, lacht Bergerud. Ende Januar zieht die gerade ausgelernte Krankenschwester bei ihm ein, im Sommer zieht das Paar gemeinsam weiter. „Wir werden einen guten Verein und eine schöne Stadt finden, wo es für uns beide passt. Es ist ja immer etwas schwer mit der Arbeit im Ausland.“
„Norwegischen Mafia“ verliert Mitglied
Wohin es Bergerud auch zieht: Auf seine Freunde Göran Sögard und Magnus Röd – das Flensburger Trio bezeichnet sich als „norwegische Mafia“ – muss er verzichten. „Die beiden werde ich vermissen. Ich will viel Kontakt halten. Göran und Magnus hoffentlich auch.“