Nur 73 Tage nach ihrem Titelgewinn kehren die Handballer des THW Kiel gegen den HBW Balingen-Weilstetten auf die Bühne in der Bundesliga zurück. Und wenn die Spieler des Rekordchampions am kommenden Mittwoch gegen 19 Uhr in die heimische Ostseehalle einlaufen, werden sie von rund 9000 Fans begrüßt, die im Rahmen eines Modellprojekts zugelassen sind.
Vorfreude auf die Fans
„Die Jungs und ich freuen uns riesig auf diesen Augenblick. Wir sind wie Schauspieler, die jetzt wieder vor Publikum auftreten dürfen. Es war in der vergangenen Saison schon etwas gruselig, wenn man in die Halle kam und niemand ist da. Das möchte ich nie mehr erleben“, sagte Trainer Filip Jicha bei der Saison-Pressekonferenz der „Zebras“ mit Blick auf die von Corona geprägte Spielzeit 2020/21, die nicht nur emotional alle Beteiligten gefordert hat.
Schwierige Vorsaison
Spiele im Drei-Tages-Rhythmus, dazu noch der teilweise Gehaltsverzicht, um die Verluste des Vereins zu minimieren. „Ich kann vor dieser Mannschaft nur den Hut ziehen“, sagte Jicha, der deshalb auch bewusst auf Neuzugänge verzichtet hat. „Natürlich gibt es Spieler, die man als Trainer gerne in seinem Kader hat. Aber zum einen kosten die Geld, und angesichts der wirtschaftlichen Lage haben wir uns dagegen entschieden. Zum anderen wäre es den Jungs gegenüber unfair, die vergangene Saison so für diesen Erfolg gekämpft haben. Diese Mannschaft hat einen besonderen Geist.“
Bilyk ist zurück
Und so geht der THW mit einem fast unveränderten Kader in die Saison. Jicha: „Wenn man so will, ist Nikola unser Neuer.“ Nikola, das ist der 24 Jahre alte Nikola Bilyk, der wegen eines Kreuzbandrisses in der vergangenen Saison kein Spiel bestreiten konnte, jetzt aber wieder fit ist. „Mit der Rückkehr von Nikola bekommt unser Spiel eine neue Note“, meinte Mannschaftskapitän Domagoj Duvnjak, der in der Vorbereitung einen Bilyk gesehen hat, „der nur so vor Energie strotzt. Er hat unglaublich hart an seinem Comeback gearbeitet.“
Gier nach Trophäen
Doch nicht nur der Österreicher hat literweise Schweiß vergossen. Bis zu drei Einheiten täglich standen auf dem Programm, schließlich wollen die Kieler ja auch „in jedem Wettbewerb um den Titel mitspielen“, wie Duvnjak unmissverständlich klar machte.
Erste Titelchance: Supercup
Die erste Trophäe können sie bereits am Sonnabend holen. Im Supercup trifft der Deutsche Meister in Düsseldorf auf Pokalsieger TBV Lemgo Lippe. Lemgo? Da war doch was? Richtig. Im Halbfinale des Pokals unterlagen die Kieler Anfang Juni dem TBV nach einer Sieben-Tore-Führung zur Pause am Ende noch sensationell mit 28:29. Jicha: „Natürlich ist das noch im Kopf. Ich sehe das Spiel aber nicht als Gelegenheit zur Revanche, sondern vielmehr als Standortbestimmung. Noch wichtiger als der Supercup ist der Bundesliga-Start am Mittwoch gegen Balingen.“