Die Schützenhilfe ist ausgeblieben. Am Tag nach dem Sprung an die Tabellenspitze der Handball-Bundesliga hatten Spieler und Trainerstab des THW Kiel auf einen Erfolg des SC Magdeburg im Spitzenspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt gehofft. Doch der SCM konnte den mühsam erkämpften 33:28 (16:15)-Sieg des THW über den TVB Stuttgart vom Sonnabend nicht veredeln. Die Ostdeutschen verloren mit 29:32, die Kieler mussten Platz eins wieder an den Landesrivalen abtreten.
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„Es bringt sowieso nichts, jetzt schon andauernd auf die Tabelle zu schauen. Dafür ist die Saison noch zu lang. Wir müssen erst einmal sehen, dass wir unsere Hausaufgaben erledigen. Alles andere können wir eh nicht beeinflussen“, hatte Kiels Linksaußen Rune Dahmke unlängst gesagt.
Kritischer Trainer
Ihre „Hausaufgaben“ gegen den personell arg gebeutelten Außenseiter aus Stuttgart – die Gäste mussten unter anderem auf Nationaltorhüter Jogi Bitter verzichten – verrichteten die „Zebras“ nicht zur vollsten Zufriedenheit ihres Trainers. Die Schützlinge von Filip Jicha ließen mehr Körner als beabsichtigt. „Wir mussten alles reinwerfen, alles investieren, um gegen starke Stuttgarter zwei Punkte zu holen. Ich musste heute in einigen Phasen sehr kritisch mit meiner Mannschaft sein“, resümierte der THW-Coach.
Zwar durfte er sich zunächst einer effektiven Angriffsleistung seines Teams erfreuen – Stuttgarts Keeper Primoz Prost verzeichnete seine erste Parade erst nach 25 Minuten und 37 Sekunden. Dass es zu diesem Zeitpunkt aber nur 14:13 für die Gastgeber stand, sagt einiges über deren Defensivverhalten aus.
Auch Welthandballer Niklas Landin erwischte nicht seinen besten Tag, wurde nach nur drei gehaltenen Würfen in der 21. Minute bis zum Seitenwechsel von Torwarttrainer Mattias Andersson abgelöst, der den angeschlagenen Dario Quenstedt ersetzte. „Wir haben es unseren Torhütern schwer gemacht. Das Zusammenspiel passte nicht“, meinte THW-Manager Viktor Szilagyi.
Bis in die Schlussphase hinein setzte der Außenseiter dem THW mit seinem variablen Spiel zu, biss sich fest, wie ein Hund am Hosenbein eines Briefträgers (19:19, 24:23, 27:26). Erst mit einem 4:0-Lauf nach dem 29:27 in der 56. Minute konnten die Kieler den Gegner abschütteln. „Das war ein typisches Spiel zwischen zwei K.o.-Spielen“, befand Dahmke.
Vollgas fürs Viertelfinale
Die Bundesliga-Partie war eingebettet in die Champions-League-Achtelfinalbegegnungen mit Pick Szeged. Mit einem komfortablen Fünf-Tore-Vorsprung gehen die Kieler am Mittwoch (18.45 Uhr/DAZN) in eigener Halle in das Rückspiel gegen den ungarischen Spitzenclub um die ehemaligen Kieler Joan Cañellas und Marko Vujin. Das 33:28 aus dem Hinspiel sei zwar ein schönes Ergebnis, sagte Kreisläufer Patrick Wiencek. „Aber gleichzeitig wissen wir, dass wir noch einmal 60 Minuten alles geben müssen, um das Viertelfinale zu erreichen.“