Filip Jicha wollte trotz des meisterlichen Auftritts seines THW Kiel beim Tabellenführer SC Magdeburg keine künstliche Spannung im Titelrennen der Handball-Bundesliga erzeugen.
„An der Situation in der Liga ändert sich gar nichts. Ich glaube, der SCM schwimmt weiter in eigenen Gewässern“, sagte der Trainer des Titelverteidigers nach dem klaren 30:25 (17:15).
Vor 5558 Zuschauern in der erstmals seit Monaten wieder voll ausgelasteten Halle und mehr als eineinhalb Millionen vor den TV-Geräten demonstrierte der Rekordmeister im Topduell mit dem Vereinsweltmeister seine Klasse, die er in dieser Spielzeit aber nicht konstant auf die Platte bringen konnte.
Magdeburg hält Trümpfe in der Hand
Mit 44:4 Punkten liegt Magdeburg daher immer noch klar vor dem THW (40:10) und hat weiter alle Trümpfe in der Hand, den ersten Meistertitel seit 21 Jahren aus eigener Kraft perfekt zu machen. „Magdeburg spielt in dieser Saison vielleicht den schönsten Handball in der Liga. Sie haben immer noch einen großen Vorsprung und müssten noch drei Spiele verlieren. Wenn sie so weiterspielen wie bisher, wird das schwierig“, sagte THW-Kreisläufer Patrick Wiencek zur Tabellenkonstellation.
SCM-Trainer Bennet Wiegert nahm sein Team, für das es erst die zweite Saison-Niederlage war, vor dem Saison-Endspurt dennoch in die Pflicht. „Jetzt heißt es, die richtigen Lehren zu ziehen und unseren Weg weiterzugehen. Wir dürfen uns davon nicht umreißen lassen“, forderte der 40-Jährige und betonte mit Blick auf die kommenden Spiele: „Jetzt zeigt sich, wie gefestigt und mental stark die Mannschaft ist. Mit der Niederlage müssen wir umgehen. Das fällt allerdings schwer, weil wir es nicht gewohnt sind.“
Den Kielern war der Spitzenreiter nicht gewachsen. Alle Statistiken sprachen am Ende für die Gäste, die in der entscheidenden Phase in Torwart Niklas Landin einen ganz starken Rückhalt hatten. Mitte der zweiten Halbzeit gelang den Magdeburgern acht Minuten lang kein Tor. Der THW, bei dem im Angriff Sander Sagosen mit neun Toren glänzte, zog davon. „Wir haben eine sehr gute Leistung gezeigt“, lobte Jicha. „Ich ziehe den Hut vor meinen Jungs.“
„Es war sehr emotional“
Die feierten den ersten Sieg in Magdeburg seit sieben Jahren nach dem Abpfiff mit einem Jubeltanz auf dem Parkett. „Wichtig war, nach langer Zeit vor dieser Kulisse zu bestehen. Das haben die Jungs angenommen, es war sehr emotional“, sagte Jicha. „Es ist bekanntlich nicht die leichteste Aufgabe, hier vor diesem tollem Publikum zu spielen.“
Der Erfolg war eminent wichtig im Kampf um die Teilnahme an der Champions League, für die am Saisonende der zweite Platz erreicht werden muss. Denn die Füchse Berlin (39:9 Punkte) nach einem 29:24 bei den Rhein-Neckar Löwen und die SG Flensburg-Handewitt (37:11), die sich bei der MT Melsungen mit 32:26 behauptete, sind dicht dran. „Wir brauchten die Punkte“, sagte Jicha erleichtert.
An eine erfolgreiche Titelverteidigung verschwendet beim THW trotz der starken Vorstellung niemand mehr einen ernsthaften Gedanken. „Ich glaube, es ist nicht realistisch, dass wir Magdeburg noch einholen. Die liegen noch zu viele Punkte vor uns“, sagte Landin. Und Jicha stellte fest: „Hoffnung gewinnt keine Meisterschaften, das wissen wir.“