Einige wenige waren auch lange nach dem Abpfiff noch in der Halle, um den Moment aufzusaugen. Genießen, ins Herz schließen, konservieren. Nach 549 schier nicht enden wollenden Tagen waren die Tribünen im „Handball-Tempel“ des THW Kiel zum ersten Mal fast wieder voll besetzt.
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Anfangs noch zurückhaltend feierten Fans und Spieler am Ende dieses bedeutenden Abends ein schwarz-weißes Handballfest. Als die Schlusssirene beim letztlich deutlichen 33:24 (13:11) des Deutschen Meisters über Balingen-Weilstetten ertönte, verwandelte sich die Kieler Halle endgültig zum Tollhaus. „Das war Gänsehaut pur“, beschrieb Kiels Sven Ehrig seine Gefühlslage.
Partystimmung im „Handball-Tempel“
Der THW hieß seine Fans bereits vor Anpfiff in bester Partylaune mit Discokugel und Lasershow in der Halle willkommen. Beate Lemke, Vorsitzende des Fanclubs „Zebrasprotten“, frohlockte:
Die emotional ansteckende Atmosphäre schwappte spätestens Mitte der zweiten Halbzeit aufs Parkett über, als sich selbst die anfangs eher ruhigen Beobachter auf der Tribüne aus den blauen Sitzschalen erhoben, um ihre Kieler nach vorne zu peitschen.
Einerseits weil sie spürten, dass das Team von Trainer Filip Jicha gegen aufmüpfige Balinger ein paar Probleme hatte, andererseits weil jede Schiedsrichter-Entscheidung gegen Kiel zunehmend die Gemüter erhitzte. Die mit Klatschpappen ausgestatteten 9000 Zuschauer sorgten zwischenzeitlich für einen ohrenbetäubenden Lärm.
HBL-Geschäftsführer Bohmann kritisiert Verspätung
Dass die Partie mit zehnminütiger Verspätung angepfiffen wurde, nahm derweil nicht jeder in der deutschen Handball-Welt so wohlwollend auf wie die wartenden Fans vor Ort, die keine Sekunde verpassen wollten.
„Das sollte und darf sich nicht wiederholen“, sagte Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann mit Blick auf die daraus resultierten Schwierigkeiten bei den TV-Partnern der Handball-Bundesliga.
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Aufgrund der zeitintensiven Kontrollen von Personalausweis und Impfschutz kam es zu Verzögerungen beim Zuschauereinlass. Die Entscheidung des THW fiel zu Gunsten der Fans, die auch noch kurz vor der regulären Anwurfzeit vor der Arena in langen Schlangen standen.
„Ansonsten hat das aber alles unter Corona-Auflagen sehr gut funktioniert“, befand Fanclub-Vorsitzende Lemke. „Das Leben muss ja irgendwie wieder anfangen.“
Volle Arena dank Ausnahmegenehmigung?
So denkt der THW im Hinblick auf das Landesderby am 19. September gegen die SG Flensburg-Handewitt sogar darüber nach, eine Ausnahmegenehmigung zu ersuchen, um für die Partie gegen den ewigen Rivalen die volle Kapazität der Kieler Arena nutzen zu können.