Ein stimmungsvolles und hoch emotionales Handballfest konnte der THW Kiel am Samstagabend für sich entscheiden. Der deutsche Rekordmeister hat das mit Spannung erwartete Bundesliga-Topspiel gegen den Spitzenreiter SC Magdeburg mit 30:25 (17:15) gewonnen.
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Damit holten die „Zebras“ zwei wichtige Punkte im Kampf um die Champions-League-Qualifikation. „Mit Willen und schlauem Handball haben wir hier gewonnen“, sagte THW-Trainer Filip Jicha kurz nach Abpfiff noch voller Adrenalin. Eine Mini-Chance auf die Deutsche Meisterschaft haben seine Schützlinge damit ebenso gewahrt.
Anfangsphase mit vielen Emotionen
Es ging gleich von Beginn an mächtig intensiv zur Sache. Die hitzige Atmosphäre schwappte von der Tribüne ungefiltert aufs Parkett über.
Es waren noch keine vier Minuten gespielt, da bildete sich bereits eine erste kleine Rudelbildung. Magdeburgs Philipp Weber hatte THW-Kreisläufer Patrick Wiencek gecheckt.
Die Situation blieb bis auf die Zwei-Minuten-Strafe für Weber ohne weitere Folgen. Der lautstarken Stimmung unter den 5500 anwesenden Zuschauern in der Halle tat das keinen Abbruch – im Gegenteil. Sie heizte sie nur noch mehr an.
Top-Spiel auf Top-Niveau
Das Spitzenspiel der Bundesliga bewegte sich in der ersten Halbzeit durchgängig auf einem extrem hohen Niveau. Beide Mannschaften agierten in der Abwehr sehr aufmerksam. Der THW variierte immer wieder zwischen einer 6:0- und einer offensiveren 4:2-Deckung.
Das ermöglichte dem Spitzenreiter aus Magdeburg gelegentlich Freiräume, die etwa Spielmacher Omar Ingi Magnusson zum 6:4 (11. Minute) für sich nutzen konnte.
THW agiert auf Augenhöhe
Die Kieler versteckten sich trotz der beeindruckenden Kulisse keineswegs. Wie es sich für einen Rekordmeister gehört, behielten die Schützlinge von THW-Coach Jicha einen kühlen Kopf.
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Defensiv hielten sie das gefürchtete Tempospiel des SCM im Großen und Ganzen in Schach. Auf dem Weg nach vorne zeigten sich die „Zebras“ durchaus variabel. Und dann blitzte in den entscheidenden Situationen die individuelle Klasse auf.
Sander Sagosen guckte nicht nur beim Treffer zur erstmaligen Kieler Führung (15:14/27.) Magdeburgs Torhüter Jannick Green aus, sondern auch beim Tor zum 17:15-Pausenstand (30.).
Mitreißende Partie für alle Beteiligten
THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi war in der Pause wohl nicht der einzige Zuschauer, der begeistert war vom mitreißenden Spiel:
Der Ex-Profi konnte die zweiten 30 Minuten genauso kaum erwarten, wie die Trainer der beiden Teams, die an der Seitenlinie ähnlich intensiv ans Werk gingen wie ihre Spieler auf dem Parkett.
Spannung bis kurz vor Schluss
Auch in der zweiten Hälfte blieb es bis kurz vor Schluss eine spannende Begegnung auf höchstem Level – auch wenn deutlich weniger Tore fielen.
Zwar brachte Rechtsaußen Daniel Pettersson den Tabellenführer in der eigenen Halle mit dem 19:19 (35.) zurück ins Spiel, doch die Kieler verfielen nie in Hektik und setzten sich dank des Treffers von Niclas Ekberg (25:22/51.) mit drei Toren ab.
Lohn einer disziplinierten Leistung
Unter dem Strich war es eine sehr disziplinierte Leistung der Gäste, die sich spätestens nach dem 28:23 durch Sagosen (56.) auf der klaren Siegerstraße befanden. Vor allem Kapitän Domagoj Duvnjak stach als routinierter Denker und Lenker in der zweiten Halbzeit heraus.
„Am Ende sind es immer Kleinigkeiten, die im Handball entscheiden“, verriet Kiels Wiencek nach Spielende. „Niklas (Red. Landin) hat uns auch ein Stück weit mit seinen Paraden den Arsch gerettet. Da konnten wir dann auch noch ein paar Tore mehr werfen.“
Durch das letztlich klare 30:25 über den designierten Meister aus Magdeburg behält der THW als Tabellenzweiter im Saisonendspurt die Qualifikation für die Champions League in der eigenen Hand.