Stuttgart (dpa) – Die Handball-Bundesliga spielt in der Frage nach einem möglichen Abbruch der Saison weiter auf Zeit. Die derzeitige Aussetzung des Spielbetriebs bis Ende April soll trotz der Forderungen mancher Clubs nach einem Saisonabbruch zeitnah verlängert werden.
«Nun müssten wir spätestens am 16. Mai anfangen, um den letzten Spieltag regulär am 24. Juni beenden zu können», sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Eine Ausweitung der Liga-Pause wegen der Coronavirus-Krise soll Freitag (10.30 Uhr) bei einer weiteren Videoschalte der 18 Clubchefs beschlossen werden. Doch einigen Vereinen geht das nicht weit genug.
«Aus rein sportlicher Sicht wäre ich für einen Abbruch, weil ich nicht glaube, dass wir in den nächsten Wochen schon wieder loslegen können», sagte Jens Bürkle, Trainer der HBW Balingen-Weilstetten, am Donnerstag. Bereits Anfang der Woche hatte Stuttgarts Trainer und Geschäftsführer Jürgen Schweikardt für einen Abbruch plädiert. Auch mögliche Geisterspiele ab Mitte Mai hält er nicht für sinnvoll.
«Wir finanzieren uns nur mit rund fünf Prozent über Fernsehgelder, was unseren Etat angeht. Etwa 70 Prozent nehmen wir durchs Sponsoring ein, 20 bis 25 Prozent übers Ticketing», sagte er. «Während der Fußball mit Geisterspielen weiterkommen würde, ist das bei uns nicht der Fall.»
Schon jetzt ist der finanzielle Schaden groß. Bis zum Ende der Saison lasse sich dieser auf «rund 25 Millionen Euro» für 1. und 2. Liga beziffern, sagte Bohmann. Angesichts des TV-Vertrages mit dem Pay-TV-Sender Sky könnte bei einer Fortsetzung der Spielzeit ohne Zuschauer immerhin noch ein Teil der Fernsehgelder generiert werden. Auch von den Sponsoringeinnahmen würde dann zumindest etwas wieder fließen, da Werbebanden im TV zu sehen wären.
Andererseits würde sich die Verletzungsanfälligkeit der Spieler erhöhen, die dann nach langer Pause ohne handballspezifisches Training Spiele im Abstand weniger Tage bestreiten müssten. Clubs, die für ihre Spieler Kurzarbeit angemeldet haben, müssten bei einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs auch wieder die Gehälter zahlen, obwohl weiter ein Großteil der Einnahmen etwa durch das Ticketing wegfiele. Dennoch halten sich die meisten Vereine mit der Forderung nach einem Abbruch der Saison noch zurück.
«Ich will nicht vorauspreschen, das macht keinen Sinn», sagte Kiels Geschäftsführer Viktor Szilagyi der Deutschen Presse-Agentur. Ähnlich äußerte sich Jennifer Kettemann von den Rhein-Neckar Löwen. «Ich würde mich der Diskussion gerne entziehen und die Videokonferenz am Freitag abwarten», sagte die Managerin. Auch die Geschäftsführerin Lisa Hessler von den Eulen Ludwigshafen hält eine öffentliche Debatte über einen möglichen Abbruch der Saison für wenig zielführend. «Aber dass es von Tag zu Tag unwahrscheinlicher wird, dass wir noch mal spielen, ist ja auch einleuchtend.»