Die Kieler brauchten etwas Anlauf, aber dann hatten sie in die Erfolgsspur zurückgefunden: Vier Tage nach der 26:30-Champions-League-Pleite bei Pick Szeged setzte sich Handball-Rekordmeister THW Kiel mit 32:29 (18:14) gegen die Rhein-Neckar Löwen durch und festigte Platz zwei in der Bundesliga. Zuvor hatte es aber rund 20 Minuten gedauert, bis die Kieler erkannt hatten, dass sie auch am 3. Advent mit allzu besinnlichem Handball nicht weit kommen.
Durchwachsener Beginn
Fast durchgehend lief der THW zunächst einem Rückstand hinterher. Die Gäste präsentierten sich viel wacher und bissiger und lagen in der 21. Minute verdient mit 11:9 vorne. Der THW brauchte einen Wachmacher – und der hieß Patrick Wiencek. Nach einem Foul am Kieler Kreisläufer weckte der blonde Riese zunächst gestenreich das Publikum und anschließend auch seine eigene Mannschaft auf. „In dieser Phase hat sich auch die Umstellung auf eine 3:2:1-Deckung positiv ausgewirkt“, nannte THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi einen weiteren Grund dafür, dass es plötzlich lief beim Deutschen Meister. Die Abwehr stand, im Angriff setzte vor allem der enorm quirlige und treffsichere Miha Zarabec Akzente. Über 12:11 (23.) und 16:13 (28.) setzten sich die „Zebras“ bis zur Pause auf 18:14 ab.
Löwen lassen nach
„Wir spielen eigentlich gut, schmeißen dann aber drei, vier Bälle leichtfertig weg, kriegen Gegenstöße und liegen dann plötzlich hinten“, brachte es Andy Schmid nach Abpfiff auf den Punkt. Der langjährige „König der Löwen“ bestritt gestern sein letztes Spiel für die Mannheimer im Kieler Handball-Tempel, war mit zehn Treffern erfolgreichster Werfer der Partie, und ließ immer wieder sein großes Können aufblitzen. Am Ende musste aber auch der inzwischen 38 Jahre alte Schweizer, der zur kommenden Saison zurück in seine Heimat zum HC Kriens-Luzern wechseln wird, anerkennen: „Der THW ist momentan nicht in unserer Reichweite.“
Ex-Kieler Katsigiannis stark
Dass Schmid und Co. nur mit einer relativ knappen Niederlage auf die Heimreise gingen, hatte mehrere Gründe. Da war zum Beispiel der ehemalige Kieler Keeper Nikolas „Katze“ Katsigiannis, eigentlich nur Ersatz bei den Löwen, der das Torhüterduell gegen Niklas Landin und den später eingewechselten Dario Quenstedt gestern aber klar für sich entschied. Außerdem schlich sich beim THW in der Schlussphase der Partie wieder einmal der Schlendrian ein. „Wir haben viele gute Sachen, aber auch viele schlechte Sachen gemacht“, sagte ein am Ende nicht vollends zufriedener THW-Kapitän Domagoj Duvnjak und fügte hinzu. „Der Sieg war auf jeden Fall verdient. Er hätte aber höher ausfallen können.“