Kamen (dpa) – Alles oder Nichts: Im Showdown gegen Kroatien wollen Deutschlands Handball-Frauen das WM-Ticket lösen und ihren Olympia-Traum am Leben erhalten.
«Jeder weiß, um was es geht. Ich habe das Vertrauen, dass es besser wird als im Hinspiel», sagte Bundestrainer Henk Groener vor dem Playoff-Rückspiel am Mittwoch (18.45 Uhr/Sport1) in Hamm.
Nach dem 24:24 in Kroatien benötigt die DHB-Auswahl einen Sieg oder ein Remis mit höchstens 23 Toren, um sich für die Weltmeisterschaft vom 30. November bis 15. Dezember in Japan zu qualifizieren. Sollte der EM-Zehnte die WM verpassen, würde dies zugleich das Aus für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio bedeuten, auf die nur die Top-7 der WM hoffen dürfen. «Wir brauchen Kampfgeist und den unbedingten Willen, das Ding zu reißen», forderte Groener.
Der schwache Auftritt im Hinspiel am vergangenen Sonntag in Koprivnica hat im jungen deutschen Team für Nachdenklichkeit gesorgt. «Man hat die Enttäuschung gemerkt. Wir haben intern darüber gesprochen, was wir wie besser machen können», berichtete Kreisläuferin Meike Schmelzer vom Pokalsieger Thüringer HC. «Wir wollen zeigen, was wir können.»
Das wird auch nötig sein, um die körperlich robusten Kroatinnen in die Schranken zu weisen. Der Bundestrainer hat die erste Partie daher im Videostudium mit seinen Schützlingen intensiv aufgearbeitet. «Das Umschalten von der nationalen auf die internationale Bühne haben wir nicht so hinbekommen wie erwartet. Wir waren zu passiv in der Abwehr und zu hektisch im Angriffsspiel», sagte der 58-Jährige. «Vielleicht war das ein Weckruf.»
Bei einem Scheitern wäre die im Vorjahr nach der Amtsübernahme von Groener erzeugte Aufbruchstimmung im deutschen Frauen-Handball erst einmal dahin. Auch wenn der Niederländer betonte: «Unabhängig vom Ergebnis wird die Entwicklung der Mannschaft weitergehen.» Eine Teilnahme an den kommenden Großereignissen würde das Heranführen der vielen jungen Spielerinnen an das internationale Spitzenniveau jedoch beschleunigen.
Entsprechend groß ist der Druck. Für Schmelzer kein Problem: «Ich denke nicht, dass uns das hemmt. Wir haben ein Ziel: Wir möchten zur WM nach Japan. Dieses eine Spiel wird darüber entscheiden, das motiviert uns sehr.» Und auch Groener wollte keinen Gedanken an ein Scheitern verschwenden. «Es bringt ganz wenig, sich damit zu beschäftigen», sagte der Bundestrainer. «Wenn es in die Hose geht, haben wir noch genügend Zeit, darüber nachzudenken.»