Sie spielen am Sonnabend (18.05 Uhr) gar nicht mit und können doch mitentscheidend für den Ausgang des 104. Handball-Nordderbys zwischen der SG Flensburg-Handewitt und dem THW Kiel sein. Kann Bundesliga-Spitzenreiter THW den Weltklasse-Torhüter Niklas Landin ersetzen? Schafft es der ohnehin dezimierte Tabellenzweite Flensburg, auch noch die Ausfälle von Mads Mensah und Simon Hald wegzustecken?
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Das richtungsweisende Derby, das ein großes Publikum in der ARD live verfolgen kann, blieb von Corona-Einflüssen nicht verschont. Sowohl Flensburg als auch Kiel müssen auf Weltmeister verzichten. Mensah, Hald und Landin sind mehrfach negativ getestet worden, hatten bei der dänischen Nationalmannschaft aber am 14. März Kontakt zu infizierten Kameraden. Was im Fußball kein Problem zu sein scheint – siehe den Fall Jonas Hofmann im DFB-Team –, führt im Handball unweigerlich zu häuslicher Isolation. Das Trio befindet sich seit mehr als zehn Tagen in der Quarantäne und wird das Derby vom heimischen Sofa aus beobachten müssen.
Landin wird fehlen
Für den THW ist Niklas Landin kaum verzichtbar. Der aktuelle Welthandballer war im Hinspiel mit 20 Paraden der Garant des Kieler 29:21-Erfolges.
Das sagt Kiels Coach Filip Jicha. Sein Ausfall sei ein riesiger Verlust, so der Tscheche, der darin aber die Chance für andere sieht, sich auszuzeichnen. „Ich bin überzeugt von unserer Abwehr, vom Zusammenspiel mit Dario Quenstedt und Mattias Andersson“, so Jicha weiter. Gerade Andersson, der am Montag 43 Jahre alt wird, dürfte an alter Wirkungsstätte darauf brennen, noch einmal sein Können zu zeigen.
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Während der THW in seinem Torwarttrainer namhaften Ersatz für Landin hat und mit einem 16er Aufgebot antreten kann, wiegen auf Flensburger Seite die Ausfälle von Mensah als Rückraumallrounder und Hald im Abwehrzentrum schwerer. Sie sind weder qualitativ noch quantitativ zu ersetzen. Elf Stammkräfte sind Trainer Maik Machulla geblieben, dazu kommen Magnus Holpert und Alexander Petersson, die keine Spielpraxis haben. Einen „kleinen, aber feinen Kader, dem ich viel zutraue“ nennt Machulla sein letztes Aufgebot.
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Nichts liegt ihm ferner, als die Hoffnung aufzugeben. Man darf gespannt sein, was sich der SG-Chefcoach und Co-Trainer Mark Bult diesmal ausgedacht haben, um die personelle Not zu kompensieren. Mit Improvisation und Kreativität sind die Flensburger weit gekommen in dieser von einer Verletzungsserie überschatteten Saison. Dominante Abwehrreihen auf beiden Seiten und dosiertes Tempo bei der SG – so skizzierte Machulla seine Aussicht auf das Derby.
Rund um das 104. Nordderby Fernsehen: Das Spiel wird live in der ARD-Sportschau übertragen, Sendebeginn ist um 18 Uhr. Zudem läuft die Partie auf Sky. Schiedsrichter: Robert Schulze und Tobias Tönnies (Magdeburg/Dodendorf). Statistik: Von bisher 103 Derbys gingen 62 an den THW Kiel, darunter die letzten drei in der Bundesliga. Die SG gewann 36 Mal. Das Torverhältnis lautet aus Sicht des THW 2848:2714. Besonderheit: Es ist bereits mehr als zweieinhalb Jahre her, dass sich die SG und der THW in der Flens-Arena begegneten. Am 8. September 2018 gewannen die Flensburger 26:25. Ausfälle: SG: Jacob Heinl, Lasse Möller, Franz Semper (alle verletzt), Mads Mensah, Simon Hald (beide Quarantäne) – THW: Nikola Bilyk (verletzt), Niklas Landin (Quarantäne) |