Vielleicht helfen ein bisschen Glamour und ein Tapetenwechsel der SG Flensburg-Handewitt, Abstand zum zuletzt trüben Alltag in der Handball-Bundesliga zu gewinnen. Am Mittwoch ging es auf die Reise zum letzten Gruppenspiel der Saison in der Champions League. Am Donnerstag (18.45 Uhr/ServusTV und DAZN) tritt die Mannschaft von Trainer Maik Machulla beim legendären FC Barcelona an, dem Rekordsieger und aktuellen Titelverteidiger der Königsklasse mit Superstars wie Gonzalo Perez de Vargas im Tor, Spielmacher Luka Cindric und Linkshänder Dika Mem.
Weiterlesen: Die verzweifelte Suche nach Konstanz und Selbstvertrauen
Der Druck im Kampf um das Achtelfinalticket ist durch die EHF-Wertung der ausgefallenen Spiele von Motor Saporoschje verflogen. Nur noch die Frage, ob es Platz fünf oder sechs für die SG wird, ist zu klären und ob es in der ersten K.o.-Runde gegen Pick Szeged oder Montpellier HB geht.
Erfolgserlebnis muss her
„Das ist uns allen egal, daran denkt noch niemand“, sagte Kevin Möller vor der Abreise. Im Vordergrund steht für den SG-Torhüter das Erfolgserlebnis, das das Team dringend braucht. Der 32 Jahre alte Däne erklärte:
Traurig sei er nach der Niederlage in Leipzig darüber gewesen, „dass wir es uns selbst so schwer machen und die Bälle wegschmeißen“. Eine Erklärung, warum die SG seit der EM von acht Spielen nur zwei gewinnen konnte, hat er auch nicht. „Wenn wir wüssten , woran es liegt, hätten wir es schon lange gelöst“, sagte Möller. Er widersprach dem Eindruck, dass es einigen Mitspielern an Einsatzbereitschaft mangele. „Jeder versucht, Energie an den Nebenmann zu geben. Aber das ist schwer, wenn man mit sich selbst kämpft. Ich bin stolz darauf, was ich beim Training beobachte. Da kommt keiner mit hängendem Kopf, jeder ist hochmotiviert“, berichtete Möller.
Auch die Trainer würden alles versuchen. So lobte der Torhüter, dass in Leipzig auch eine offensivere Abwehr probiert wurde. „Die 5:1 war eine gute Entscheidung von Maik“, meinte Möller.
Mutiger sein
Wichtig sei es nun, wieder zum gewohnten Selbstbewusstsein zu finden und mutiger zu sein. „Manchmal spielen wir ein bisschen zu viel auf Sicherheit und nicht die Risikopässe, mit denen wir vorher Erfolg hatten oder der Torhüter ist nicht zu 100 Prozent in seiner Ecke“, sagte Möller. Dazu komme schließlich noch das Pech, „das man manchmal hat. Momentan läuft alles gegen uns.“
In Barcelona soll alles besser werden. Ein Sieg kann den Weg aus der Krise weisen. „Es gibt immer Möglichkeiten, auch dort zu gewinnen. Wir müssen Dika Mem mit einer kompakten Abwehr etwas ruhiger halten und unser Tempospiel zum Laufen kriegen. Wir müssen alle eine Topleistung bringen“, forderte Möller, der sich nicht nur unter sportlichen Gesichtspunkten auf die Tour ans Mittelmeer freute.
"Hölle-Nord"-Podcast: Das sagen Fans zur Lage bei der SG Flensburg-Handewitt
„Ich hatte drei gute Jahre dort. Ich werde die südländische Atmosphäre und das Wiedersehen mit vielen Leuten dort genießen“, sagte der Torhüter, der sein Gastspiel bei Barça im Juni 2021 in seinem letzten Spiel mit dem Sieg im Champions-League-Finale gekrönt hatte.
Lasse Svan hat Corona
Die Reise nach Barcelona nicht angetreten haben der Langzeitpatient Lasse Möller und Kapitän Lasse Svan, der sich mit dem Coronavirus infiziert hat. Er ist derzeit symptomfrei und kann deshalb eventuell am Sonntag gegen Balingen mitwirken.