Auf der langen nächtlichen Rückfahrt von Wetzlar in den Norden herrschte keine gute Stimmung. Noch lange redeten Spieler und Trainer der SG Flensburg-Handewitt über einen schmerzhaften und völlig überflüssigen Punktverlust in der Handball-Bundesliga.
Die HSG Wetzlar hatte dem Vizemeister in den letzten acht Minuten einen Fünf-Tore-Vorsprung entrissen und sich zum 29:29 gerettet.
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SG hadert mit Ausgängen der knappen Spiele
Zum vierten Mal in dieser Saison wurde aus einem möglichen Sieg nur ein Remis. Spitzenreiter SC Magdeburg ist schon wieder sechs Punkte weg, der THW Kiel ist nach Minuszählern wieder gleichauf und auf der Jagd nach einem Champions-League-Platz sitzen auch die Füchse Berlin der SG wieder im Nacken. SG-Trainer Maik Machulla kommentierte die Lage so:
Schon am Samstag um 18.30 Uhr geht es in der Flens-Arena mit dem Heimspiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf weiter – und es gab zwischendurch nicht viel Anlass zu besserer Laune.
Gottfridsson-Einsatz entscheidet sich kurzfristig
Möglicherweise fehlt bei dieser nächsten „großen Herausforderung“ (Machulla) Spielmacher Jim Gottfridsson. Der Europameister hatte sich wegen Schmerzen an den Adduktoren selbst ausgewechselt und wurde in der entscheidenden Phase an allen Ecken und Enden vermisst.
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Der Trainer sprach zunächst von einer Vorsichtsmaßnahme, musste am Freitag aber mitteilen, dass es auf der Busfahrt nicht besser geworden war. In nur 46 Stunden zwischen Schlusssirene in Wetzlar und Anwurf in Flensburg sei mit Behandlungen nicht viel zu bewirken. „Ob Jim spielen kann, werden wir direkt vor Ort entscheiden. Wenn es nicht geht, wäre das ein großer Verlust“, sagte Machulla.
Rätselhafter Einbruch
Die Ursachen für das ärgerliche Ende in Wetzlar liegen auf der Hand. Nach 52 Minuten war es vorbei mit der zuvor überragenden Angriffsleistung der SG. „Wir waren überhaupt nicht mehr auf dem Feld. Da müssen sich alle an die eigene Nase fassen“, sagte Kapitän Lasse Svan. Es wurden Bälle weggeworfen, Würfe schlecht vorbereitet und der Rückzug war auch nicht optimal.
„Wir müssen konsequenter sein und in den Phasen, in denen wir alles kontrollieren, den Sack zumachen“, forderte Trainer Machulla, der auch nicht alles am Ausfall von Gottfridsson festmachen wollte.
Hannover hat sich gefangen
Gegen Hannover erwartet er ein ähnlich schweres Spiel wie in der Schlussphase am Donnerstag. „Auch Hannover spielt mit einer Abwehr, die darauf aus ist, Stress zu machen. Sie steht hoch und offensiv und verteidigt mannbezogen“, sagte Machulla, der in der Analyse der Gäste noch viel vom zehnjährigen Wirken von Carlos Ortega erkannte, aber auch schon Elemente Christian Prokops, der die TSV im Sommer übernommen hat.
Der Start des Ex-Bundestrainers verlief holprig, aber inzwischen haben sich die Hannoveraner stabilisiert und mit einem Auswärtssieg bei den Rhein-Neckar Löwen ihre Qualität gezeigt. Besonders der Rückraum mit den Linkshändern Ivan Martinovic und Nejc Cehte, dem Halblinken Filip Kuzmanovski und dem Spielmacher Jonathan Edvardsson beeindruckt Machulla.
Zugelassen sind heute in der Flens-Arena bis zu 1890 Zuschauer, für die 2G+ und Maskenpflicht gelten. Es sind noch Sitzplätze in allen Kategorien verfügbar, die Abendkasse ist geöffnet.
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