Die nächsten zwei „Big points“ in der Bundesliga, eine erneute Kostprobe der außergewöhnlichen Mentalität und Kaltschnäuzigkeit, ein weiterer gesetzter Meilenstein im spannenden Meisterrennen: Die Handballer der SG Flensburg-Handewitt leisteten sich auch im Spitzenspiel bei der MT „Deutschland“ Melsungen keinen Ausrutscher und übersprangen diese hohe Auswärtshürde bravourös mit 32:30 (18:15). Der verdiente Lohn dieser souveränen Vorstellung: die Verteidigung der Tabellenführung vor dem ein Punkt schlechteren THW Kiel (31:27 in Essen).
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Große Lauffreude
„Wow, so viel Lauffreude, so viel Handballlust!“ SG-Trainer Maik Machulla zeigte sich nach den 60 unterhaltsamen Minuten in der zuschauerleeren Rothenbach-Halle in Kassel beeindruckt von der Kilometerleistung und dem Angriffstempo seines arg strapazierten und personell gebeutelten Kaders.
Besonders in der ersten Halbzeit hatte die SG den mit sechs deutschen Nationalspielern angetretenen Gastgeber mit ihrem schnellen Umschaltspiel und ihrer daraus resultierenden ersten und zweiten Welle überrannt und mit der 18:15-Pausenführung den Grundstein für diesen Sieg in diesem „sehr schweren Auswärtsspiel“ (Machulla) gelegt. Da konnte es der SG-Coach verschmerzen, dass die Abwehr an diesem Tag nicht die gewohnte Stabilität aufbauen konnte und dass deren Zusammenspiel mit Torhüter Benjamin Buric zu wünschen übrig ließ.
Diese Mängel fielen nicht so ins Gewicht, weil der Tabellenführer immer in entscheidenden Phasen hellwach war und auch in kritischen Momenten das Tempo hochhielt. Nach einem mühsamen Start (6:8/11.) kam der SG-Express langsam in Schwung und setzte unter Volldampf zu einem Zwischenspurt an – 18:13 (29.). Da kamen die rückzugsschwachen Melsunger nicht hinterher. Zumal die SG deren Hauptwaffen Julius Kühn und Timo Kastening bis dato voll im Griff hatte.
Elf Wanne-Tore
Auch, als dieses Duo dann in der zweiten Halbzeit auf Betriebstemperatur kam und es die MT bis auf 24:25 (48.) heranführte, blieb das große Nervenflattern auf Flensburger Seite aus. Eiskalt und effektiv präsentierte sich der seit Oktober 2020 ungeschlagene Spitzenreiter. „Wir haben immer mit Druck gespielt. 32 Tore in Melsungen – das ist ganz okay“, so Linksaußen Hampus Wanne, der mit elf Toren erneut zum erfolgreichsten SG-Spieler avancierte. Der Schwede übernahm gemeinsam mit Göran Sögard und Mads Mensah in der Schlussphase Verantwortung und führte sein Team über 29:25 (53.) und 32:28 (58.) zum verdienten Sieg.
Somit gehen die Flensburger mit „großem Stolz auf das Erreichte“ (Machulla) und einem sehr guten Gefühl in die einwöchige Länderspielpause, in der die meisten Spieler über ganz Europa verstreut für ihre Nationalmannschaften aktiv sein werden. Nicht ohne Grund verspürt Maik Machulla schon jetzt ein leichtes Magengrummeln: „Ich hoffe, dass alle gesund zurückkommen.“
MT Melsungen: Heinevetter, Simic – Maric, Kühn (3), Lemke, Reichmann (2/2), Mikkelsen, Danner (1), Arnarsson (1), Allendorf (2), Pregler, Häfner (8), Salger, Kastening (8/2), Pavlovic (5). SG Flensburg-Handewitt: Buric, Bergerud (n.e.) – Golla (5), Hald (1), Svan (4), Wanne (11/6), Steinhauser (n.e.), Jöndal (n.e.), Mensah (1), Sögard (5), Gottfridsson (2), Holpert (n.e.), Petersson (1), Röd (2). Schiedsrichter: Wild/Baumgart. Zeitstrafen: 3:1 – 7m: 5/7. |