Auf den Tag genau vor einem Jahr feierten die Eulen Ludwigshafen einen der größten Siege ihrer Bundesliga-Geschichte. Der entfesselte Underdog fügte der SG Flensburg-Handewitt eine 23:25-Niederlage zu, die den Favoriten seelisch und körperlich schmerzte. Am Sonnabend (20.30 Uhr) wollen die SG-Handballer Revanche und die am Mittwoch eroberte Tabellenführung behaupten.
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„Wir haben vor einem Jahr gesehen, was passiert, wenn wir nicht das machen, was wir uns vorgenommen haben. Wir müssen diesmal bereit sein, den letzten Schritt zu gehen“, sagte SG-Coach Maik Machulla. Um eine optimale Vorbereitung zu gewährleisten, reisten die Flensburger bereits am Donnerstag nach Mannheim, wo sie bis Sonnabend residieren und genügend Zeit zur Regeneration bekommen sollen.
Leiste setzt Sögard außer Gefecht
Die Ressourcen sind am Limit. Jim Gottfridsson, Mads Mensah und Magnus Röd spielten beim 35:28 gegen Essen nahezu durch. „Ich plane mit der gleichen Mannschaft“, sagte Machulla gestern vor dem Abschlusstraining. Das heißt: Auf Göran Sögard (Leistenprobleme) wird er nur im Notfall zurückgreifen. „Das ist sehr schade“, meinte Machulla.
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Der Norweger wurde am Donnerstag in Berlin von einem Spezialisten untersucht, der Grat zwischen Schonung und Belastung ist schmal. Wann Sögard wieder vollwertig zur Verfügung steht, ist offen. „Trotzdem haben wir gezeigt, dass wir 60 Minuten ein hohes Tempo gehen können“, sagte Machulla.
SG-Einstellung entscheidet
Zu den Eulen ließ der 43-Jährige sich kaum etwas entlocken. „Entscheidend ist, mit welcher Einstellung wir ins Spiel gehen“, betonte er.
Dafür weiß der Ex-Flensburger Jannek Klein genau, was bei dem Tabellen-18. (5:21 Punkte) los ist – oder auch nicht. Von den letzten fünf Spielen verloren die Eulen vier mit mindestens neun Toren Unterschied, dreimal scheiterte das Team von Benjamin Matschke an der 20-Tore-Marke. Negativer Höhepunkt: eine 11:29-Klatsche in Wetzlar.
Der 21 Jahre alte Linkshänder spielte bis 2018 im SG-Nachwuchs und war Champions-League-Torschütze für die „Großen“, ehe er nach einem Lehrjahr in Barcelona 2019 bei den Eulen landete. Dort steht er in dieser Saison regelmäßig in der Startsieben, Ende Oktober warf er sein Team sogar in letzter Sekunde zum Sieg in Balingen.
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Baustelle Angriff
Doch zuletzt hakte es. „Unsere Baustelle ist der Angriff“, erklärte Klein. Nur 22,5 Treffer gelingen im Schnitt pro Spiel – zu wenig, um die Klasse zu halten. Auch mit sich selbst ist der gebürtige Schülper, der im Mai seine Ausbildung zum Bürokaufmann abschließen will, unzufrieden. „Ich fange an, in alte Muster zu verfallen und zu viel nachzudenken. Mir passieren zu viele Fehler, ich gehe zu wenig in die Tiefe“, sagte er bemerkenswert selbstkritisch.
Dabei will Klein den Kritikern – in lokalen Medien wurde der rechte Rückraum der Eulen, den Klein gemeinsam mit Yessine Meddeb (20) bekleidet, zuletzt als „Schwachstelle“ bezeichnet – unbedingt zeigen, was er wirklich kann. „Ich lasse mich nicht aus der Ruhe bringen und spiele einfach weiter Handball“, sagte Klein. Er ist überzeugt: „Die letzten Spiele waren ein Schritt zurück, aber bald geht es wieder zwei Schritte nach vorne.“
Am Sonnabend ist Ludwigshafen wie vor einem Jahr krasser Außenseiter, am Dienstag müssen gegen Coburg jedoch Punkte her. „Deshalb müssen wir ein gutes Ergebnis für ein gutes Gefühl einfahren.“ Doch Jannek Klein weiß: „Flensburg hat eine Rechnung offen.“