„Es sind gemischte Gefühle“, beschrieb Torbjörn Bergerud seine Stimmung nach einem gelungenen Handballabend mit einem nicht ganz optimalen Resultat. Der Torhüter der SG Flensburg-Handewitt wertete das 29:29 (13:11) im Heimspiel der Champions League gegen Meshkov Brest aber doch als gewonnenen Punkt. Und es schien, als sei allen Beteiligten nach drei Wochen Pause die Austragung der Partie viel wichtiger gewesen als das Ergebnis, mit dem die SG in der Gruppe A weiter gut im Rennen liegt.
„Es war schön, wieder spielen zu dürfen“, meinte Bergerud, der in der Flens-Arena „sogar etwas Atmophäre“ gespürt hatte, simuliert von acht Trommlern. Ein „echter“ Heimvorteil hätte wohl den entscheidenden Schub zum Sieg gegeben.
Erschwerte Bedingungen
Der Torhüter hatte in der ersten Halbzeit mit elf Paraden gegen die starken Angreifer des weißrussischen Meisters wie der Garant für den Erfolg ausgesehen. „Danach wurden die Arbeitsbedingungen schwieriger für mich“, sagte der Norweger, der sich nun freien Kreisläufern, Tempogegenstößen und fünf Siebenmetern der Gäste ausgesetzt sah. Da war nicht mehr viel zu holen. Nur noch drei Bälle wehrte Bergerud im zweiten Durchgang ab.
Bei seinen Vorderleuten ließen einerseits die Kräfte nach, zudem nutzten die Gäste ihre Stärken besser. Die Achse zwischen Spielmacher Stas Skube und den Kreisläufer Viachaslau Shumak und Vladimir Vranjes konnte die SG nicht unterbrechen. Auch den Linkshänder Marko Panic setzte Skube immer wieder in Szene.
„Das waren zu einfache Gegentore“, meinte SG-Linkshänder Franz Semper. „Es war nicht unerwartet, was Skube macht. Aber wir haben das Problem mit den Kreisläufern nicht in den Griff bekommen.“
Sempers starker Auftritt
Auch Semper war am Sonnabend genervt von der kurzfristigen Absage der Bundesligapartie in Berlin, aber: „Für mich wäre das Spiel nach der freiwilligen Quarantäne und ohne Training mit der Mannschaft zu früh gekommen“, sagte der 23-Jährige. Gegen Brest war Semper voll auf der Höhe und sicherte der SG mit seinem sechsten Treffer Sekunden vor Schluss den Sieg – nervenstark und ganz nach dem Plan, den Trainer Maik Machulla beim letzten Timeout vorgegeben hatte.
Der SG-Coach ärgerte sich über verpasste Chancen in der ersten Halbzeit. „Mit der Torhüterleistung hätten wir höher führen müssen“, sagte Machulla, der später bei einigen Akteuren die Luft ausgehen sah: „Göran Sögard lief auf der letzten Rille.“
Da wurde Jim Gottfridsson nicht nur wegen seiner Qualität, sondern allein schon als zusätzliche Kraft vermisst. Wenigstens gab Teamarzt Torsten Ahnsel nach dem frühen Ausscheiden des Spielmachers Entwarnung: „Ein Pferdekuss, nichts Schlimmes.“ Am nächsten Mittwoch sollte Gottfridsson beim Rückspiel in Brest dabei sein. Dann wird wohl auch das Ergebnis in höherem Rang stehen.