So viel Zeit hat Maik Machulla selten. Mitten in das Abschlusstraining der SG Flensburg-Handewitt am Dienstag für die Partie in der Champions League bei Meshkov Brest platzte die Nachricht, dass die Reise nach Belarus wegen eines Corona-Falls beim Gegner ausfallen muss. Der Coach schaltete spontan um zur Vorbereitung auf das Spiel in der Handball-Bundesliga beim HBW Balingen-Weilstetten am Sonntag um 13.30 Uhr.
So bleibt im Frust über die bereits vierte Spielabsage etwas Positives, nämlich, dass Balingen mehr Sorgfalt gewidmet werden kann. „Wir haben großen Respekt vor diesem Gegner“, sagt Machulla, was zunächst verwundern mag, nachdem die Süddeutschen mit fünf Niederlagen am Stück in die neue Saison gestartet sind. Jetzt haben sie aber fünf Punkte, alle ganz frisch aus den Auswärtsspielen in Lemgo und Erlangen sowie aus dem Heimspiel am Donnerstag gegen Leipzig, in dem das Team von Trainer Jens Bürkle fast durchgehend geführt, am Ende aber den dritten Sieg in Folge mit dem 20:20 knapp verpasst hatte.
Respekt vor Balingen
Auf jeden Fall ist Balingen in der Saison angekommen. „Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie die Klasse halten kann“, meint Machulla und rechnet mit erheblichem Widerstand besonders von der Balinger Abwehr. „Deren Philosophie war schon immer Aggressivität und Kampf. Da arbeiten alle füreinander und miteinander, um den Gegner die ganze Zeit zu stressen und Fehler zu provozieren.“ Dazu ist das HBW-Tor mit dem Dänen Mike Jensen stark besetzt.
Auch der Angriff der Gastgeber hat Qualität. Machulla hebt den Linkshänder Vladan Lipovina (35 Feldtore) hervor: „Extraklasse, der kann sogar aus keiner Möglichkeit ein Tor machen.“ Dem Montenegriner müsse besonderes Augenmerk gelten, ohne gefährliche Akteure wie Jona Schoch und Lukas Saueressig zu vernachlässigen.
Ausgeruht ins Spiel
Am Freitag startete die SG bestens motiviert zur 900 Kilometer langen Bustour nach Balingen. „Wir freuen uns auf diese zwei Tage, darauf, dass wir wieder ein Bundesligaspiel haben und dass wir nun auf dem Weg sind“, sagte Machulla kurz nach der Abfahrt. „Wir wollten nicht fliegen, sondern unter uns sein, ganz normal Video und Abschlusstraining vor Ort machen und ausgeruht ins Spiel gehen“, erklärte der SG-Trainer.
Neben dem Langzeitverletzen Lasse Möller ist auch Hampus Wanne noch nicht einsatzbereit. Johannes Golla, der vorigen Sonntag gegen Stuttgart seinen ersten Einsatz nach langer Pause hatte, wird sein Comeback fortsetzen, „mal sehen, für wie viel es reicht“, so Machulla.
Gespräche mit Hallenbetreiber
Während sich SG-Trainer und Spieler auf die sportliche Aufgabe fokussieren, treiben Geschäftsführer Dierk Schmäschke die Sorgen um das große Ganze um. Nach den jüngsten Beschlüssen zur Bekämpfung der Pandemie steht fest, dass es in diesem Jahr keine Spiele mehr vor Zuschauern geben wird. „Ich habe damit gerechnet. Das verschärft die Lage noch einmal“, sagte Schmäschke, der sich in diesen Tagen mit Hallenbetreiber Förde Show Concept über die Miete für die Geisterspiele in der Flens-Arena verständigen muss. „Wir versuchen, Lösungen zu finden. Es ist für alle nicht leicht.“
Noch keine Ausweichtermine
Die kurzfristige Absage des Charterfluges nach Brest hat ärgerliche Extrakosten verursacht, dazu kommt immer größerer Termindruck. Drei Auswärtsspiele und einen Heimauftritt hat die SG nachzuholen. „Das ist eine logistische Herausforderung. Wir arbeiten daran, haben bisher aber noch keine Ausweichtermine gefunden“, berichtete Schmäschke, der eine Verschiebung der WM im Januar für immer dringlicher hält. Optimistisch ist er nicht. „Viele Verbände wollen diese WM unbedingt“, weiß der SG-Geschäftsführer.