Mannheim (dpa) – Nach mehr als einem halben Jahrzehnt Pause kehrt der frühere Handball-Meistermacher Martin Schwalb als Trainer zurück und soll die Rhein-Neckar Löwen aus der sportlichen Krise befreien.
Mit der Verpflichtung des einstigen Champions-League-Gewinners glückte den Löwen eine überraschend schnelle und prominente Lösung. Das Comeback eines der erfolgreichsten deutschen Handball-Trainers drängte eine weitere plötzliche Personal-Entscheidung am Dienstag in den Hintergrund: Die MT Melsungen trennte sich von Coach Heiko Grimm – und hatte sein Drei-Spiele-Ultimatum dabei schnell vergessen.
«Wir haben bislang in dieser Saison kein konstantes Leistungsniveau erreicht, mussten nach Hochphasen immer wieder unerklärliche Ausreißer nach unten beklagen», sagte Vereinsvorstand Axel Geerken. Am Freitag hatte der Club «personelle Konsequenzen» angekündigt, falls es in den kommenden drei Spielen nicht besser werde.
Während Melsungen nach einem Nachfolger sucht, beginnt für Schwalb schon einen Tag nach seiner Verpflichtung der Ernstfall. Am Mittwochnachmittag (15.30 Uhr) wird der 56-Jährige in Mannheim vorgestellt und soll auch schon am Abend im EHF-Cup gegen Liberbank Cuenca auf der Bank sitzen. «Das ist jetzt der richtige Verein. Ich bin gespannt, was wir gemeinsam bewegen können», sagte der Linkshänder, der als Spieler Olympia-Silber 1984 gewann, bei Sky.
Über die Vertragslaufzeit machte der Verein auch auf Nachfrage am Dienstag keine Angaben. Wie der «Mannheimer Morgen», der schon vor der Bekanntgabe die Personalie vermeldet hatte, und Sky berichteten, unterschrieb Schwalb einen Vertrag bis zum Sommer 2021. Bei dem Bezahlsender hatte Schwalb zuletzt als Experte gearbeitet.
Überraschend sei das Angebot des kriselnden Bundesligisten für ihn nicht gekommen, sagte Schwalb. «Es ist schon so, dass in den letzten Jahren das eine oder andere Angebot reingeflattert ist.
Dem Stress des Trainer-Jobs hatte sich der gebürtige Stuttgarter in den vergangenen Jahren nicht mehr ausgesetzt. Am 3. Juli 2014, dem Tag der Kündigung seines Vertrags durch den HSV, hatte der damals als starker Raucher bekannte Schwalb einen Herzinfarkt erlitten. Nach der Insolvenz und dem Neubeginn in der 3. Liga war er zuletzt Vizepräsident beim Zweitligisten aus der Hansestadt. Diese Tätigkeit lässt er nun ebenso ruhen wie sein Engagement bei Sky.
Im «Herzen» sei er immer ein Bundesliga-Trainer gewesen, sagte Schwalb, auf dem bei den Löwen nun die Hoffnungen auf eine Wende in der bislang enttäuschenden Saison ruhen. Zu konkreten Zielen mit den Mannheimern wollte er sich noch nicht äußern. Den zweimaligen deutschen Meister übernimmt der Bundesliga-Torschützenkönig von 1996 in dessen schwerster Krise seit dem Bundesliga-Aufstieg 2005. «Das ist eine schwierige Aufgabe, aber auch eine Aufgabe, die sehr viel Spaß machen kann», sagte Schwalb. Den HSV führte er als Coach 2011 zum Meistertitel, zwei Jahre später triumphierte er in der Champions League. Auch zwei Pokalsiege von 2006 und 2010 schmücken seine Vita.
Der zweifache deutsche Meister aus Mannheim ist derzeit weit von seiner erfolgreichsten Zeit entfernt. Aus im DHB-Pokal, als Sechster ein kaum aufzuholender Rückstand auf den THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt in der Bundesliga und noch kein Bundesliga-Sieg in dieem Jahr – deswegen trennten sie sich am vergangenen Wochenende vom Isländer Kristján Andrésson.