Schlüsselrollen für Johannes Golla

Die Nachricht von der Berufung ins deutsche Aufgebot für die Handball-WM in Ägypten kam für Johannes Golla nicht überraschend. „Der Kader hat sich ja fast von selbst aufgestellt“, meint der Kreisläufer der SG Flensburg-Handewitt, der als einziger Profi aus Schleswig-Holstein von Bundestrainer Alfred Gislason nominiert wurde. Die Kieler Patrick Wiencek, Hendrik Pekeler und Steffen Weinhold als Stammkräfte in der Abwehr der DHB-Auswahl hatten zuvor abgesagt.

Außergewöhnliche Entwicklung

Zunächst gilt Gollas Konzentration aber den letzten zwei Bundesliga-Auftritten der SG in diesem Jahr gegen HC Erlangen heute um 18 Uhr in der Flens-Arena und am 27. Dezember in Leipzig. „Das sind noch zwei wichtige Spiele. Danach freue ich mich darauf, bei der WM dabeizusein“, sagt der 23-Jährige. Für SG-Trainer Maik Machulla ist Gollas Nominierung folgerichtig: „Johannes hat in Flensburg eine außergewöhnliche Entwicklung gemacht. Er wird von Spiel zu Spiel besser. Natürlich sehe ich mit Sorge, welche Belastung auf ihn zukommt. Aber ich kann total verstehen, wenn er in der Nationalmannschaft zeigen will, wie gut er ist.“

Röds Absage

Ein anderer hoch belasteter SG-Spieler hat gestern seinen Verzicht auf das Turnier vom 13. bis 31. Januar erklärt. Der Norweger Magnus Röd will lieber eine Blessur im rechten Handgelenk auskurieren und seine Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio nicht gefährden. „Irgendwann sitzt du im Bus und denkst, jetzt reicht’s. Magnus spielt seit vier Jahren durch. Ich habe volles Verständnis“, kommentiert Machulla die Entscheidung des 23-jährigen Linkshänders, der im Spiel in Ludwigshafen erneut einen Schlag an den Kopf bekommen hatte. Sein Einsatz gegen Erlangen ist aber nicht gefährdet.

Landsmann Göran Sögard wird es trotz anhaltender Leistenbeschwerden ebenfalls versuchen. „Passieren kann da nichts, es kommt auf die Schmerztoleranz an“, erläutert Machulla, der einen WM-Einsatz von Sögard eher skeptisch sieht.

Keine Angst vor Ägypten-Reise

Für Golla kam eine Absage nicht in Frage. Nach drei Monaten Zwangspause wegen eines Fußbruchs ist er heiß auf Handball: „Meine Situation ist ja anders als bei denen, die abgesagt haben. Bei mir ging es nur darum, ob es körperlich möglich ist.“ Danach sieht es beim Kraftpaket der SG wahrlich aus. In acht Spielen seit dem 22. November hat Golla schnell zu wieder überragender Form gefunden. Die steigende Verantwortung im DHB-Dress nimmt er gelassen: „Noch weiß ich gar nicht, was der Bundestrainer genau vorhat. Der Druck hat durch die Ausfälle etwas nachgelassen, aber wir haben selbst einen hohen Anspruch an uns“, sagt Golla. Corona-Gefahr in Ägypten fürchtet er nicht: „Ich habe gute Erfahrungen mit dem Hygienekonzept in Flensburg und bei der HBL gemacht und bin sicher, dass die IHF das auch hinbekommen wird.“

Lob für den Angriff

Heute wird der 23-Jährige wieder eine wichtige Rolle im Konzept von Maik Machulla spielen. „Titel gewinnst du mit einer guten Abwehr. Das ist der Schlüssel“, betont der SG-Coach. Daher ist er froh, das mit Jacob Heinl, Simon Hald und Golla wieder alle Stützen des Mittelblocks fit sind. Machulla gefällt aber auch, was sein Team derzeit im Angriff leistet. „Taktisch sind wir gut aufgestellt. Für jedes Abwehrsystem, das uns angeboten wird – offensiv oder defensiv –, haben wir gute Lösungen. Wir können ohne viel Anlaufzeit umschalten“, stellt Machulla fest. Was der SG früher häufig Probleme bereitete, ist heute beinahe erwünscht. Etwa die sehr offensiv ausgelegte 5:1-Abwehr, wie sie auch von Erlangen zu sehen ist. „Dafür haben wir Spieler, die im 1:1 stark sind. Je mehr Raum für uns, desto besser “, meint Machulla.

Bei Erlangen fällt heute der frühere SG-Halblinke Simon Jeppsson, der bis Anfang Dezember starke Leistungen geboten hatte, aus.