Remis gegen Schweden: DHB-Handballer wahren Olympia-Chance

Nicht die Routiniers Philipp Weber oder Julius Kühn. Auch nicht Fabian Wiede oder Timo Kastening. Nein, mit Marcel Schiller musste einer der unerfahrensten Spieler in der deutschen Handball-Nationalmannschaft die Verantwortung für den entscheidenden Wurf schultern.

Mit der finalen Aktion rettete der Linksaußen von Frisch Auf Göppingen am Freitagnachmittag vier Sekunden vor dem Abpfiff ein glückliches 25:25 (14:13) gegen Vize-Weltmeister Schweden und verhinderte damit einen Fehlstart des DHB-Teams in das Olympia-Qualifikationsturnier in Berlin.

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Olympia-Chance gewahrt

Dank Schillers Treffer aus spitzem Winkel durch die Beine von Torhüter Andreas Palicka dürfen die deutschen Handballer weiter von einer Teilnahme an den Olympischen Spielen 2021 träumen. In den weiteren Spielen trifft das Team von Bundestrainer Alfred Gislason am Sonnabend auf Slowenien (15.35 Uhr) und zum Abschluss am Sonntag auf Algerien (15.45 Uhr/beide Spiele live im ZDF). Die beiden Erstplatzierten des Viererturniers qualifizieren sich für Tokio.

 

Auch Torhüter Johannes Bitter, der in der Crunchtime zum großen Rückhalt avancierte, lobte die Moral. „Handball ist Kampf, und wir haben in der Schlussphase gekämpft.“

Faden verloren

Dabei deutete noch zehn Minuten vor dem Abpfiff wenig auf ein Happy End hin. Nach einer guten ersten Halbzeit und einer 14:13-Führung verlor das DHB-Team zu Beginn der zweiten Hälfte völlig den Faden. Palicka entnervte die Deutschen mit sehenswerten Paraden. Rechtsaußen Kastening erzielte den ersten deutschen Treffer zum 15:16 erst 6:33 Minuten nach Wiederbeginn.

Doch den Matchplan, den sich Gislason gegen sehr variabel spielende Schweden zurechtgelegt hatte, konnten seine Akteure auch in der Folgezeit nicht umsetzen. Technische Fehler, überhastete Würfe und Abstimmungsschwierigkeiten in der Abwehr ließen den Gegner, der kurzfristig auf Linksaußen Hampus Wanne von der SG Flensburg-Handewitt aus persönlichen Gründen verzichten musste, auf 23:19 (49.) enteilen.

Bitter wird zum Rückhalt

Die Nervosität im deutschen Team steigerte sich von Minute zu Minute. Symptomatisch: Nach einem Ballverlust der Schweden in Unterzahl bemerkte Kreisläufer Johannes Golla zu spät das verwaiste gegnerische Tor und nahm sich erst den Wurf, als Palicka wieder zwischen den Pfosten stand.

Immerhin war auf Bitter Verlass. Gleich zwei Gegenstöße wehrte er in dieser Phase ab und gab damit das Signal zur Aufholjagd, die in dem glücklichen Remis mündete. „Ich bin erleichtert. Das war extrem wichtig. Wir brauchten dringend diesen Punkt“, sagte Gislason. Und DHB-Vizepräsident Bob Hanning ergänzte: „Wir leben noch.“ Dank Marcel Schiller.

Deutschland: Bitter (1.-30, 43.-60.), Heinevetter (31.-43.) – Gensheimer (3), Wiencek (3), Golla (1), Wiede, Heymann,  Pekeler, Böhm, Weinhold, Weber (1), Groetzki, Kühn (2), Kastening (4), Häfner (3), Schiller (5/3)
Schweden: Palicka (1.-60.), Aggefors – Carlsbogard (1), Mellegard, Darj (4), Jönsson, Ekberg (1), D. Pettersson (1). F. Pettersson (1), Claar (2), Pellas (5/3), Lagergren (7), Gottfriedsson (1), Persson (2), Sunnefeldt, Lindskog
Schiedsrichter: Nachevski/Nikolov (Mazedonien)
Siebenmeter: 3/4:3/3
Zeitstrafen: 4:7