Mit Tränen in den Augen verabschiedeten sich Deutschlands Handball-Frauen von der Europameisterschaft, nachdem sich der Traum von der ersten EM-Medaille seit Silber bei der Premiere 1994 wieder nicht erfüllt hatte.
Die DHB-Auswahl verlor am Dienstag ihr letztes Hauptrundenspiel bei der Endrunde gegen Kroatien mit 20:23 (12:12) und schied aus. „Wir sind tief enttäuscht. Wir haben nicht das gebracht, was wir können, und zu viele Chancen liegen gelassen“, sagte Bundestrainer Henk Groener. Und Kapitänin Kim Naidzinavicius stellte mit traurigem Blick fest: „Das war in allen Belangen zu wenig. Kroatien war besser und hat es verdient, im Halbfinale zu stehen.“
Beste deutsche Werferin in Kolding war Julia Maidhof mit neun Toren. „Die erste Halbzeit war auf Augenhöhe. In der zweiten Halbzeit haben wir es nicht geschafft, unsere Tore zu machen. Da sind wir gar nicht ins Tempospiel gekommen“, analysierte Maidhof. Während das deutsche Team die Heimreise antreten muss, bleiben die Kroatinnen neben Gruppensieger Norwegen im Medaillenrennen.
Mit 4:6 Zählern blieb den deutschen Handballerinnen in der Gruppe II nur der vierte Rang und damit die nächste Enttäuschung nach der im Vorjahr bei der WM verspielten Olympia-Qualifikation. Die DHB-Frauen warten bei einem Großereignis seit nunmehr 13 Jahren vergeblich auf Edelmetall, das es letztmals 2007 mit WM-Bronze gab.
Nur 24 Stunden nach der knappen 27:28-Niederlage gegen Weltmeister Niederlande zeigte die deutsche Mannschaft, die einen Sieg mit zwei Toren zum Weiterkommen benötigt hätte, zunächst keinen Kräfteverschleiß. Von Beginn an wurde in der Abwehr gewohnt aggressiv zugepackt und im Angriff Druck gemacht. Nach einer guten Anfangsphase zeigte sich aber schnell wieder das größte Manko der DHB-Auswahl im Turnierverlauf – die mangelnde Chancenverwertung. Selbst aus freier Position wurden beste Gelegenheiten vergeben.
So geriet der WM-Achte, der sich nie mit mehr als zwei Toren absetzen konnte, gut zwei Minuten vor der Pause beim 10:11 erstmals in Rückstand. Zum Glück zeigte Maidhof an der Sieben-Meter-Linie keine Nerven und verwandelte alle sechs Strafwürfe in der ersten Hälfte. So war nach 30 Minuten noch alles drin für die DHB-Auswahl.
Ein kapitaler Fehlstart nach der Pause beraubte die deutsche Mannschaft jedoch aller Halbfinal-Chancen. Knapp zehn Minuten lang gelang kein Treffer. Kroatien nutzte die Schwächephase und zog mit einem 5:0-Lauf auf 17:12 davon. Nun tat jeder Schritt weh – und vorne gelang im Abschluss kaum etwas. Selbst Maidhof zeigte erstmals Nerven am Punkt. „Wir machen die Bälle nicht rein“, kritisierte Groener.
Zwar gaben die DHB-Frauen nicht auf, liefen dem Rückstand aber vergeblich hinterher, weil die Wurfeffektivität nicht einmal 50 Prozent betrug. Das war am Ende deutlich zu wenig für den erstmaligen Einzug in ein EM-Halbfinale seit 2008.