Gut einen Monat vor dem Start der Weltmeisterschaft in Ägypten nehmen die Personalsorgen von Handball-Bundestrainer Alfred Gislason zu.
Nach der coronabedingten Absage von Kreisläufer Patrick Wiencek und dem Kreuzbandriss von Rückraumspieler Franz Semper muss der 61-Jährige beim Turnier vom 13. bis 31. Januar auch auf Tim Suton verzichten. Der Mittelmann vom TBV Lemgo hat sich im Auswärtsspiel beim SC Magdeburg am vergangenen Sonntag ebenfalls einen Kreuzbandriss im linken Knie zugezogen, wodurch er für die restliche Bundesliga-Saison ausfällt. „Das ist vor allem für Tim, aber auch für uns mehr als bitter“, sagte TBV-Geschäftsführer Jörg Zereike.
Auch für die Nationalmannschaft sind das bittere Nachrichten. Der 24-jährige Suton zählte zuletzt zwar nicht zur Stammbesetzung im Rückraum der DHB-Auswahl. Seine schwere Verletzung unterstreicht jedoch die Probleme einer wegen der Corona-Pandemie extrem eng getakteten Saison. Bereits Mitte November hatte Bundestrainer Gislason seinen vorläufigen, 35 Spieler umfassenden WM-Kader gemeldet. Durch den freiwilligen Verzicht von Wiencek (THW Kiel) und die Kreuzbandrisse von Semper (SG Flensburg-Handewitt) und Suton reduzierte sich das Aufgebot bereits jetzt auf 32 Akteure. Möglicherweise kommen in den nächsten Wochen weitere Spieler hinzu.
Mit vielen freiwilligen Absagen rechnet DHB-Präsident Andreas Michelmann allerdings nicht mehr. „Ich gehe derzeit weiter von einer hohen Zustimmung zu einer Teilnahme an der WM in Ägypten aus. Das stimmt mich zuversichtlich“, sagte der Chef des Deutschen Handballbundes (DHB) am Dienstag dem „Mannheimer Morgen“. Nach dpa-Informationen sind sich bislang jedoch vier weitere Profis in Gislasons vorläufigem Kader unsicher, ob sie an der umstrittenen WM teilnehmen wollen. Der 31-jährige Wiencek vom THW Kiel hatte zuvor aus persönlichen Gründen eine Teilnahme an der WM ausgeschlossen.
„Ich respektiere den Entschluss. Meinem Verständnis nach hat sich Patrick vor allem mit Blick auf seine Familie und eine lange Abwesenheit im Januar so entschieden“, sagte Michelmann. Auch Bundestrainer Gislason zeigte Verständnis für die Entscheidung des Familienvaters. „Patrick hat mich frühzeitig informiert, und ich respektiere und verstehe ihn“, sagte Gislason den „Kieler Nachrichten“. „Ich hoffe, dass es bei der Absage von Patrick bleibt und nicht noch weitere Spieler absagen.“