Die deutschen Handballer um den überragenden Torwart Andreas Wolff klatschten sich nach dem großen Schritt in Richtung Tokio freudestrahlend ab – und auch Bundestrainer Alfred Gislason war sichtlich erleichtert.
Mit ihrem Gala-Auftritt beim 36:27 (22:12) gegen den EM-Vierten Slowenien hat sich die DHB-Auswahl eine glänzende Ausgangsposition im Kampf um das Olympia-Ticket verschafft und kann die Teilnahme an den Spielen zum Abschluss am Sonntag gegen Außenseiter Algerien aus eigener Kraft perfekt machen.
„Ich habe vor der Partie schlecht geschlafen. Der Druck war groß, aber die Mannschaft hat überragend reagiert. Das war super und genau das, was ich mir erhofft hatte“, lobte Gislason seine Schützlinge. „Es sind große Brocken der Last von mir gefallen. Ich bin extrem stolz auf das Team.“ Danach richtete der 61 Jahre alte Isländer den Blick sofort nach vorn: „Gegen Algerien brauchen wir die gleiche Einstellung, denn eine Niederlage würde alles ruinieren, was wir bisher gemacht haben. Wir werden mit Vollgas in das Spiel gehen.“
Bester Werfer für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB), die nach dem 25:25 zum Auftakt gegen den WM-Zweiten Schweden nun 3:1 Punkte aufweist, war in Berlin Marcel Schiller mit sieben Toren. Der Linksaußen erhielt nach seinem starken Auftritt am Vortag den Vorzug vor Kapitän Uwe Gensheimer, der erst Mitte der zweiten Halbzeit zum Zug kam.
Mann des Spiels war aber Torwart Wolff, der nach seiner Pause im Schweden-Spiel zwischen die Pfosten des deutschen Tores rückte – und von Beginn an heiß war. Mit zahlreichen Glanzparaden, darunter ein gehaltener Siebenmeter, war der 30-Jährige vom polnischen Topclub Vive Kielce der erhofft starke Rückhalt und bot seine beste Leistung seit langem. „Andi hat überragend gehalten. Das war ein großes Plus und hat uns das Leben leichter gemacht“, sagte Gislason.
Die Abwehr mit Hendrik Pekeler und Johannes Golla im Innenblock überzeugte ebenfalls und gab Wolff genau die Unterstützung, die bei der verpatzten WM im Januar fehlte. Golla, der überraschend den Vorzug vor Patrick Wiencek erhielt, setzte sich zudem auch in der Offensive gut in Szene.
Ganz wichtig: Nach einer ausgeglichenen Startphase lief auch der Angriffsmotor auf Hochtouren. Mit einem 4:0-Lauf innerhalb von 120 Sekunden vom 4:5 zum 8:5 (11. Minute) machte die DHB-Auswahl den einzigen Rückstand im Spiel schnell wett. Nach einer Viertelstunde lag der WM-Zwölfte beim 11:6 erstmals mit fünf Toren in Führung, die bis zum 21:10 nach 27 Minuten sogar auf elf Treffer ausgebaut wurde.
Anders als am Vortag gegen Schweden gab es nach dem Wechsel zunächst keinen Bruch im deutschen Spiel. Das Gislason-Team agierte in Angriff und Abwehr weiter hochkonzentriert. Neben Schiller glänzte in der Offensive vor allem Rückraumschütze Julius Kühn mit sechs Toren.
Zwar konnte sich die DHB-Auswahl nicht weiter absetzen, hielt den Vorsprung aber konstant. Im Vorgefühl des sicheren Sieges wechselte Gislason nun munter durch. Für Wolff kam Silvio Heinevetter, der sein 200. Länderspiel bestritt. Im Rückraum durften Sebastian Heymann, Juri Knorr und Fabian Wiede ran, auf den Außenpositionen kamen Gensheimer und Patrick Groetzki.
Das hatte Auswirkungen, denn vorne gelang nun kaum noch etwas. Fast zehn Minuten lang blieb das DHB-Team ohne Tor. „Da haben wir unseren Rhythmus verloren“, stellte Gislason kritisch fest. In Gefahr geriet der Sieg aber nicht mehr.