Auf dem Papier geht der THW Kiel ohne Neuzugang in die Saison. Und doch freut sich der Deutsche Handball-Meister über Zuwachs im Kader: Nikola Bilyk ist zurück! „Als Neuzugang würde ich mich nicht bezeichnen. Es ist immerhin das sechste Jahr, das ich hier bin“, sagt der Österreicher. „Aber ich verstehe, was damit gemeint ist.“ Vor einem Jahr hatte Bilyk sich im Trainingslager das Kreuzband gerissen und die komplette Saison 2020/21 verpasst. Jetzt ist der 24-Jährige wieder fit und betont:
Kraftraum, Halle, Kraftraum, Halle, Kraftraum, Halle – das Vorbereitungsprogramm des THW ist knallhart. „Ich habe es bisher gut überstanden, auch wenn Körper und Knie dementsprechend müde sind“, sagt Bilyk. Am Wochenende gönnte Trainer Filip Jicha seinen Spielern eine kurze Pause, gestern begrüßte der Tscheche zum ersten Mal das komplette Team zum Training. Mit dabei waren auch die sieben Olympia-Fahrer um die dänischen Silbermedaillen-Gewinner Niklas und Magnus Landin. Am Donnerstag (19 Uhr) testen die „Zebras“ beim Drittligisten TSV Altenholz, am Freitag brechen sie wie im Vorjahr ins Trainingslager nach Graz auf – dorthin, wo Bilyk sich so schwer verletzte.
Geduld ist gefragt
„Bis ich wieder die Form wie vor der Verletzung habe, wird es noch einige Monate dauern. Knie, Körper und Kopf müssen sich erst an den Rhythmus gewöhnen. Das ist ein langer Prozess“, bremst der Halblinke die Erwartungen – auch an sich selbst. Geduld, sagt er, zähle nicht zu seinen Stärken.
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Im Endspurt der vergangenen Saison wurde eben jene Geduld auf eine harte Probe gestellt. „Je näher man dem Comeback kommt, desto schwerer ist es, die Rolle als Zuschauer anzunehmen“, erklärt Bilyk. Am liebsten wäre er schon aufs Feld zurückgekehrt. Er fühlte sich bereit, doch es ging im Titelrennen mit der SG Flensburg-Handewitt um zu viel, als das Jicha ein Risiko eingegangen wäre. „Im Nachhinein betrachtet“, meint Bilyk, „war es die vernünftigere Entscheidung. Aber dieses Ziel hat mich motiviert und weitergebracht“.
Anders als vor einigen Wochen plant Jicha jetzt voll mit dem Österreicher. Oskar Sunnefeldt, der als Ersatz für Bilyk geholt worden war, wurde an den SC DHfK Leipzig abgegeben.
Richtige Berufswahl
Fortschritte, Rückschläge, viel Zeit zum Nachdenken – in einem Jahr Reha lernte Bilyk sich selbst und seinen Körper besser kennen. Die wichtigste Erkenntnis für ihn: „Das vergangene Jahr hat mir gezeigt, wie sehr ich Handball liebe. Ich habe das Spiel unglaublich vermisst. Bei der Berufswahl habe ich also keinen Fehler gemacht“, sagt der 24-Jährige und lacht.
Momente wie am 27. Juni, als Kapitän Domagoj Duvnjak ihn nach dem Herzschlagfinale bei den Rhein-Neckar Löwen dazu holte, um die Meisterschale in die Höhe zu stemmen, will Bilyk bald wieder erleben – dann im verschwitzten Trikot statt in Jeans.