Von wegen besinnliche Vorweihnachtszeit: Beim THW Kiel ist man seit Sonntag weit entfernt von so etwas wie Festtagsstimmung. 27:29 (9:12) unterlagen die Kieler bei Angstgegner HSG Wetzlar.
Die Titelvergabe in der Handball-Bundesliga wird in dieser Saison wohl ohne den Rekordmeister ablaufen. Bei nunmehr acht Punkten Rückstand auf Spitzenreiter SC Magdeburg nimmt an der Kieler Förde so schnell niemand mehr das Wort Meisterschaft in den Mund.
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Jicha nimmt Team in Schutz
Trotz der Pleite nahm Kiels Coach Filip Jicha sein Team nach dem Abpfiff in Schutz. „Glückwunsch an Wetzlar. Aber ich muss auch meiner Mannschaft einen Riesenrespekt aussprechen. Unsere Spieler sind physisch und mental am Limit und trotzdem hauen sie sich immer wieder voll rein.“
Tatsächlich war die Partie in Wetzlar bereits das 29. Pflichtspiel für den THW in dieser Saison.
Er versprach aber, dass alle beim THW in den letzten beiden Spielen dieses Jahres noch einmal alles geben werden.
Rückfall in „Wetzlar-Modus“
Die Anfangsphase in Wetzlar war noch ganz ordentlich aus Sicht der Gäste (5:3-Führung nach zehn Minuten), dann folgte aber der Rückfall in den typischen „Wetzlar-Modus“: Je länger die Partie dauerte, desto mehr war sie zu spüren, die Kieler Angst vor dem Angstgegner, der den THW in den vergangenen Jahren immer wieder zum Stolpern gebracht hatte.
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Vor allem im Angriff wollte bei den Gästen kaum etwas klappen. Über 20 Minuten dauerte es, bis sich mit Sander Sagosen zum ersten Mal ein Rückraumspieler der „Zebras“ in die Torschützenliste eintrug. Auch danach ging in der Offensive nur wenig. Wetzlars aggressive Deckung stand den Norddeutschen immer wieder im Weg. Neun Tore im ersten Durchgang – viel zu wenig für die Ansprüche des deutschen Rekordmeisters, der zumindest in der Abwehr vernünftig stand und sich mit zwölf Gegentoren noch alle Optionen für die zweite Hälfte offen hielt.
Klimpke gewinnt Torwart-Duell
Jicha reagierte, brachte Kapitän Domagoj Duvnjak nun auch im Angriff und setzte vermehrt auf den siebten Feldspieler. Zwei Maßnahmen, die tatsächlich für deutlich mehr Offensivgefahr sorgten.
Allerdings: Auch Wetzlar legte im Angriff eine Schippe drauf und hielt die Kieler lange auf Abstand. Da auch HSG-Keeper Till Klimpke das Torhüter-Duell gegen Geburtstagskind Niklas Landin, der gestern 33 Jahre alt wurde, klar für sich entschied, konnten die Kieler den Rückstand kaum verkürzen – bis zur spannenden Schlussphase.
Fehler in der Crunchtime
Nachdem Sagosen zweimal den Anschluss herstellte (26:27, 27:28), leisteten sich aber ausgerechnet die beiden Routiniers Duvnjak und Steffen Weinhold technische Fehler und ließen so zweimal den möglichen Ausgleich liegen.
Als dann Magnus Fredriksen eine halbe Minute vor Schluss das 29:27 erzielte, hielt es die 1250 Zuschauer nicht mehr auf ihren Sitzen. Wetzlar hatte es wieder getan und den großen THW Kiel mit einer Niederlage auf die Heimreise geschickt. „Einfach grandios. Wir haben eine richtig gute Abwehr gespielt und ich glaube auch verdient gewonnen“, freute sich am Ende Wetzlars Felix Danner am Sky-Mikrofon.
HSG Wetzlar: T. Klimpke (1), Suljakovic – Feld (1), Srsen, Nyfjäll (5), Mirkulovski, Danner (1), Weissgerber, Holst (3/3), Fredriksen (2), Forsell Schefvert (2), Mellegard (3), Rubin (3), Novak (5), Cavor (3)
THW Kiel: N. Landin, Quenstedt – Ehrig, Duvnjak (4), Sagosen (8), Reinkind, M. Landin (2), Weinhold (2), Wiencek (5), Ekberg (5/1), Ciudad (n.e.), Dahmke (1), Zarabec, Horak, Bilyk, Pekeler
Schiedsrichter: C. vom Dorff/ F. vom Dorff (Kaarst) – Zuschauer: 1250
Siebenmeter: 3:2 – Zeitstrafen: 3:3
Der Liveticker zum Nachlesen: