Koprivnica (dpa) – Das dritte Großereignis in Serie nur als Zaungast erleben – an ein solches Horror-Szenario mag Kim Naidzinavicius gar nicht denken.
Nach dem dramatischen Aus bei der Heim-WM 2017, als ihr gleich zu Beginn des Auftaktspiels das Kreuzband riss, und der wegen einer erneuten Knieverletzung verpassten EM 2018 will die Kapitänin die deutschen Handball-Frauen im Playoff gegen Kroatien unbedingt zur WM führen. Doch das Ticket für die Endrunde vom 30. November bis 15. Dezember in Japan ist in Gefahr.
Nach dem 24:24 in Kroatien steht der DHB-Auswahl im Rückspiel in Hamm ein Nervenduell bevor. «Da müssen wir uns erheblich steigern», forderte Naidzinavicius unmittelbar nach dem Abpfiff des Hinspiels in Koprivnica. Mit sechs Toren hatte die Rückraumspielerin vom deutschen Meister SG BBM Bietigheim großen Anteil daran, dass die Chancen trotz eines schwachen Auftritts weiter 50:50 stehen. Für Naidzinavicius war es das erste Pflichtspiel im DHB-Trikot nach acht Monaten.
Rückblende: Am 1. Dezember 2017 zog sich die 28-Jährige im WM-Auftaktspiel gegen Kamerun schon nach 140 Sekunden einen Kreuzbandriss im linken Knie zu. Zehn Monate später kehrte sie bei zwei Testspielen gegen Russland ins DHB-Team zurück. Doch dann der nächste Schock: Im November des Vorjahres rissen Innen- und Außenmeniskus im gleichen Knie. Die EM-Teilnahme war unmöglich.
«Ich war extrem niederschlagen und traurig», berichtete Naidzinavicius jüngst in einem Interview des Fachmagazins «Handballwoche» über die schwere Zeit. Der Moment der erneuten Verletzung habe sich angefühlt, als wäre die harte Arbeit in der Reha «für nichts gewesen».
Gedanken an ein vorzeitiges Karriereende habe sie aber nie verschwendet. «Für mich war klar, dass sich mit der zweiten Operation das Thema jetzt erledigt hat. Mental war es dennoch schwierig», berichtete sie. Wieder kämpfte sich die Regisseurin zurück, die 2012 ihr Länderspieldebüt feierte. Unterstützt wurde sie dabei von Familie und Freunden.
Wie wichtig Naidzinavicius mit ihrer Routine und Abgeklärtheit für das junge deutsche Team ist, bewies sie in Kroatien. Dreimal traf sie aus der Distanz, dreimal vom Siebenmeterpunkt. Zufrieden war sie nach ihrem Comeback trotzdem nicht. «Wir haben in der Abwehr nie die nötige Aggressivität gehabt und sind nie in unser Tempospiel gekommen», resümierte die U20-Weltmeisterin von 2008. Das soll und muss sich im Rückspiel ändern, damit der Olympia-Traum weiter lebt. Denn nur eine WM-Teilnahme erhält die Chance auf das Tokio-Ticket für 2020. Und bei Sommerspielen war Naidzinavicius noch nie dabei.