Die historische Niederlage gegen Norwegen wollte Bundestrainer Henk Groener so schnell wie möglich vergessen.
Nach einer unruhigen Nacht mit wenig Schlaf richtete der Coach der deutschen Handballerinnen den Blick stattdessen nach vorne. Für das entscheidende EM-Gruppenspiel am Montag (18.15 Uhr) gegen Polen kündigte der 60-Jährige eine „Trotzreaktion“ seiner Mannschaft an.
„Wir werden bereit sein“, sagte der Niederländer am Sonntag. Trotz des 23:42-Debakels gegen Norwegen ist die Ausgangslage für die DHB-Auswahl weiter günstig: Schon ein Remis gegen die noch sieg- und punktlosen Polinnen würde zum Einzug in die Hauptrunde reichen.
Aber auch dafür muss sich die deutsche Mannschaft deutlich steigern. „Ungenügend“ sei der Auftritt gegen Norwegen gewesen, sagte Groener. Sein Team habe „zu viel Angst“ gehabt. „Wir waren in keinster Weise bereit, Norwegen Paroli zu bieten.“ Genau darum kassierte die DHB-Auswahl so viele Gegentore wie nie zuvor in einem EM-Spiel. Und auch aus diesem Grund wollte sich der Bundestrainer schon am Sonntag gar nicht mehr mit diesem Spiel befassen. „Es gab so viele Sachen, die wir nicht richtig gemacht haben. Da ist es sinnlos, das alles einzeln aufzuarbeiten“, sagte Groener. „Das war nicht unser Spiel, das wird uns gegen Polen nicht passieren.“
Die Polinnen gelten als Außenseiter der Gruppe D. Nach zwei Niederlagen gegen Norwegen und Rumänien müssen sie gegen Deutschland gewinnen, um ihre kleine Chance auf den Hauptrundeneinzug zu wahren. Die besten drei Teams jeder Vierergruppe schaffen den Sprung in die nächste Turnierphase. Gelingt es der deutschen Mannschaft, an die Leistung im Auftaktspiel gegen Rumänien (22:19) anzuknüpfen, dürfte das gelingen. Allerdings fällt es derzeit schwerer als sonst, ihren wahren Leistungsstand überhaupt richtig einzuschätzen. Vor dem Komplettabsturz gegen Norwegen fielen schon beim Erfolg gegen Rumänien rätselhafte Formschwankungen während der Partie auf.
Für Groener liegt das auch an der ungewöhnlichen Vorbereitung auf das Turnier. Nachdem Norwegen als Co-Gastgeber der Europameisterschaft kurzfristig abgesprungen war, fielen auch die Vorbereitungsspiele aus. Die wenigen Trainingseinheiten vor der EM konnten die Partien nicht ersetzen, zudem hatte Groener selbst bis zum Spiel gegen Norwegen wegen einer Corona-Infektion gefehlt. „Keine Mannschaft weiß genau, wo sie steht“, sagte der 60-Jährige. „Wir suchen unsere Form, die genaue Zusammenarbeit, wir haben ganz wenig Zeit gehabt. Aber wir sind auf dem Weg dahin.“ Das Halbfinale bleibt das Ziel.
Nach der „Lektion“ von Norwegen sollte man nicht lange „den Kopf hängen lassen“, sagte Rückraumspielerin Kim Naidzinavicius. Viel Zeit zum Hadern bleibt ohnehin nicht. Ein Erfolg gegen Polen könnte die Stimmung sehr schnell wieder in die andere Richtung kippen. Es würde zum bisherigen Turnierverlauf der DHB-Auswahl passen.