Mannheim (dpa) – Seit knapp einer Woche steht Uwe Gensheimer bereits wieder in der Trainingshalle des Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen, nachdem der Weltklasse-Linksaußen wenige Tage zuvor noch bei der Europameisterschaft für die Auswahl des Deutschen Handballbundes spielte.
Es blieb ein wenig Zeit zum Verschnaufen, aber nicht für einen erholsamen Urlaub. Die EM endete für das DHB-Team auf einem versöhnlichen fünften Rang, weniger glücklich war Gensheimer mit seiner eigenen Leistung. Dennoch und trotz Rückstands auf den THW Kiel hoffen er und die Löwen noch auf die dritte Meisterschaft.
«Ich habe sicherlich schon bessere Turniere gespielt», räumte der 33-Jährige ein. In der Liga trumpft er ansonsten auf, liegt in der Torjägerliste mit 128 Treffern auf Rang fünf und hat die EM bereits abgehakt. Es stünden schließlich «neue Ziele im Verein» an, weshalb er den Blick auf die restliche Bundesliga-Rückrunde legt. Sie beginnt für den bisher hinter den Erwartungen gebliebenen Meister von 2016 und 2017 am 6. Februar (19.00 Uhr/Sky) mit dem Heimspiel gegen die MT Melsungen. Die Löwen aus dem nordbadischen Mannheim sind mit 28:12 Punkten Sechster, die Hessen Siebter (25:15).
«Wir müssen gewinnen, wenn wir uns oben festsetzen wollen», sagte Andy Schmid, der Regisseur und wichtigste Spieler der Löwen. Die liegen vier Minuspunkte hinter Spitzenreiter Kiel und müssen in dieser Saison nur noch fünfmal auswärts antreten. Dem stehen neun Heimpartien gegenüber. «Wir haben ein gutes Programm, sollten uns aber von der Denkweise lösen, dass damit alles einfacher wird», erklärte Schmid und erinnerte an die bisherigen Leistungen: «In 20 Spielen mussten wir gefühlt 18 Mal ans Limit gehen. Wir müssen endlich die Qualität finden, die in dieser Mannschaft steckt.» Auch Trainer Kristján Andrésson fordert «mehr Stabilität».
Diese zeigten die Löwen bislang selten, weshalb alle im Team unzufrieden wirken. Mit dem Tabellenstand, mit der Leistung und mit der Perspektive. Zum Saisonende verlassen Mads Mensah Larsen und Weltklasse-Abwehrspieler Gedeón Guardiola, der gerade mit Spanien Europameister wurde, den Verein. Schmid mahnte bereits im Herbst an, dass der Club für diese zwei Abgänge Ersatz brauche. Doch noch hat sich in dieser Hinsicht nichts getan, weshalb nicht nur der Druck auf Mannschaft und Trainer, sondern auch auf Geschäftsführerin Jennifer Kettemann und Sportchef Oliver Roggisch wächst.
Allen Problemen zum Trotz haben die Löwen aber immer noch eine Chance auf den Titel. «Wenn wir 13 oder 14 Spiele gewinnen, ist alles möglich. Nach unseren bisherigen Leistungen wäre es allerdings sehr optimistisch, an den Titel zu denken», sagte Schmid, dessen Zweifel größer sind als seine Zuversicht. Denn: «Von der Qualität sind die Kieler allen voraus. Die Meisterschaft wäre schon vorentschieden, wenn sie stabil auftreten würden.» Das aber täten sie nicht, weshalb die Tür für die Konkurrenz noch etwas offen sei, meinte Schmid. «Aber dass wir da hindurchgehen werden, bezweifle ich momentan.»