Die schlechte Nachricht: Die Endrunde um den deutschen Handball-Pokal in dieser Saison fällt aus. Die gute: Die Endrunde der vergangenen Saison findet statt, und zwar am Donnerstag und Freitag.
Cup-Verteidiger THW Kiel, TBV Lemgo Lippe, MT Melsungen und TSV Hannover-Burgdorf spielen in Hamburg den Pokalsieger der längst vergangenen Spielzeit 2019/20 aus. Im Vorjahr ließ die Corona-Pandemie das Turnier nicht zu. Daraufhin wurde der komplette Wettbewerb dieser Saison gestrichen, um wenigstens den alten beenden zu können. In den Annalen wird es folglich ein Loch geben. Pokalsieger 2020/21? Nicht vorhanden.
Turnier dreimal verschoben
„Es gibt schon einige Merkwürdigkeiten derzeit“, räumt Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga, ein. „Dazu zählt auch: Im kommenden Supercup spielt der Meister dieser Saison gegen den Pokalsieger der vergangenen Saison. Das hatten wir noch nie.“ Noch eine Besonderheit. Dreimal musste das Turnier verschoben werden, um den endgültigen Termin zu finden.
Legt man Spielvermögen und Erfolgsgeschichte zugrunde, dürfte es nur einen Gewinner geben: den THW Kiel. Der Cupverteidiger als Nonplusultra des deutschen Vereinshandballs steht vor seinem zwölften Pokaltriumph. Keine Mannschaft hat mehr. Der VfL Gummersbach dahinter bringt es auf fünf Titel. Eine undefinierte Rolle in der Historie spielt der SC Empor Rostock, der immerhin sieben Mal die Trophäe in der DDR in seinen Besitz brachte, damit aber keine Anerkennung in der gesamtdeutschen Pokalbilanz findet.
Finale am Freitag
Im ersten Halbfinale am Donnerstag (17.00 Uhr/zdfsport.de und Sky) steht Bundesliga-Tabellenführer und Champions-League-Gewinner THW in der Pflicht, den Liga-Achten Lemgo auszuschalten. In der anderen Vorschlussrunde (19.30 Uhr/Sky Sport News) sind MT Melsungen als Elfter und die TSV Hannover-Burgdorf als Zwölfter der Bundesliga gleichauf. Das Finale folgt am Freitag (17.30 Uhr/ARD und Sky).
„Vor uns steht eine Woche, die richtig wichtig für den gesamten Verein ist“, sagt THW-Trainer Filip Jicha. Der Tscheche ist bekannt für seine Titelgier. Als Lokomotive soll die Endrunde in Sachen Zuschauer dienen. 2000 Besucher sind pro Pokal-Spieltag als Modellprojekt erlaubt. So viele waren in der laufenden Bundesliga-Saison schon seit mehr als sieben Monaten in keiner Halle. Auch mit 4000 Zuschauern in der Summe, aber ohne Hospitality in der Halle, dafür mit Hygieneaufwendungen und Corona-Tests im sechsstelligen Euro-Bereich schreibt Veranstalter HBL einen dicken Verlust.
Veränderungen im Zuschauerverhalten nach Corona
In den Vorjahren gab es bei 26.000 Zuschauern Einnahmen von mehr als einer Million Euro. „Wir wollen den Wiedereinstieg für die kommende Saison schaffen, der bis zur Vollauslastung der Hallen führen soll“, sagt Bohmann, hat aber Bedenken: „Wir glauben, es wird zu Veränderungen im Zuschauerverhalten nach Corona kommen.“ Werden Tausende von Besuchern Enge, fehlende Distanz, herausgegrölte Aerosole in Hallen wieder akzeptieren oder auf Dauer von der Pandemie geprägt sein?
Ob tatsächlich 2000 Zuschauer kommen, ist unklar. Zudem findet das Turnier mitten in der Woche statt, private Übernachtungen in Hamburger Hotels sind erst seit 1. Juni möglich, Antigen-Tests sind erforderlich. „Wir muten den Zuschauern einiges zu. Stimmung in der Halle ist aber wichtig“, sagt Bohmann. „Dann hört man wenigstens das Quietschen der Schuhsohlen auf dem Hallenboden nicht.“