Düsseldorf (dpa) – Nur mit dem Supercup als Trophäe wollten sich die jubelnden Sieger nicht begnügen. Am glücklichen Ende des Siebenmeter-Dramas gegen den Erzrivalen aus Kiel machten sich die Flensburger auf die Jagd nach dem Spielball.
«Den haben wir uns nach dem 100. Derby eingesackt, nehmen ihn mit nach Hause und packen ihn in die Vitrine. Darauf sind wir stolz», sagte Geschäftsführer Dierk Schmäschke voller Freude über den ersten Titelgewinn des Meisters in der neuen Handball-Saison.
Erfolge über den ungeliebten Nachbarn bereiten den SG-Profis noch immer die größte Freude. Selbst das ausladende Vereinsmaskottchen «Sigi, die Möwe» fand Platz auf dem schmalen Siegerpodest, auf dem das Team von Trainer Maik Machulla ausgelassen im Konfettiregen tanzte.
Das 4:3 im Siebenmeter-Werfen gegen den Pokalsieger nach dem 28:28 in der regulären Spielzeit verschaffte dem Meister der vergangenen beiden Jahre die Gewissheit, den eigentlich höher gehandelten Kielern auch in der neuen Saison Paroli bieten zu können. Und dass, obwohl die Abgänge von Stars wie Rasmus Lauge und Tobias Karlsson nur schwer zu kompensieren sind. «Man hat gesehen, dass wir ein Super-Team sind. Auch wenn es phasenweise nicht so gut läuft, kommen wir zurück», schwärmte der mit acht Treffern beste SG-Torschütze Johannes Golla nach dem dritten Triumph der Flensburger in diesem Wettbewerb.
Die Genugtuung kam nicht von ungefähr. Schließlich haben immerhin elf Bundesliga-Trainer den THW als Meisterschaftsfavoriten für die 54. Bundesliga-Saison ausgemacht. Doch wie schon in den vergangenen Spielzeiten können die Flensburger mit dieser Rolle gut leben. Der Ruf als ewiger «Vize», den sie nach insgesamt zwölf zweiten Bundesliga-Plätzen innehatten, ist längst abgelegt.» «Wenn wir mit einer Topmannschaft wie Kiel mithalten können, freut uns das besonders», kommentierte Coach Machulla mit seligem Lächeln.
Sein Team ist gleich zum Saisonstart gefordert. Spiele bei der hochgehandelten MT Melsungen und gegen den Mitfavoriten Rhein-Neckar Löwen bergen Fehlstart-Gefahr. Da kommt ein mutmachender Sieg über Kiel gerade recht. «Das ist ein Hammer-Auftaktprogramm. Es wird spannend, wie wir starten», sagte Golla.
Im Vergleich dazu hat es der THW mit Partien gegen Göppingen und in Stuttgart vermeintlich einfacher. Das verschafft dem neuen Trainer Filip Jicha möglicherweise mehr Ruhe, um seinem Team die für schwerere Aufgaben nötigen Automatismen zu vermitteln. Im Duell mit Flensburg mangelte es vor allem im Angriff noch an Feinabstimmung. «Den einen oder anderen Wurf sollten wir reinmachen. Das ist heute mein einziger Kritikpunkt», sagte der Nachfolger von Kulttrainer Alfred Gislason, der den Rekordmeister zum ersten Meistertitel seit 2015 führen soll.
Dass ausgerechnet der zum «Man of the Match» gewählte Domagoj Duvnjak mit dem letzten Siebenmeter an Flensburgs Keeper Benjamin Buric scheiterte, brachte die Kieler um den erhofften Rückenwind. Und doch wähnt Viktor Szilagyi das Team auf Kurs: «Trotz der Niederlage können wir viel Positives mitnehmen.» Gleichwohl wurde der Sportliche Leiter am Mittwoch in seiner Einschätzung bestätigt, dass auf dem Weg zum erhofften 21. Meistertitel viele Gefahren lauern: «Es wird eine sehr intensive Saison mit knappen Entscheidungen.»