Das Thema Corona bei der Handball-WM schien schon erledigt zu sein. Man hatte ein gutes Gefühl, das jetzt verflogen ist. Unser Spieler Johannes Golla kann sich nach allem ärztlichen Ermessen nur in Ägypten angesteckt haben. Wir können nur hoffen, dass dies ein Einzelfall bleibt und wir nicht noch unser blaues Wunder erleben.
Verschiebung wäre besser gewesen
Am Dienstag werden bei uns alle Rückkehrer aus Ägypten getestet, darunter auch unsere drei Dänen und zwei Schweden, die am Sonntag noch im Finale gestanden haben. Wenn es weitere Fälle bei uns oder bei den anderen Bundesligavereinen geben sollte, wächst die Gefahr, dass die HBL völlig aus dem Rhythmus gerät und irgendwann alles nichts mehr wert ist. Dann würden wir etwas ausbaden, wofür wir nicht verantwortlich sind. Ich bin weiterhin der festen Überzeugung, dass es besser gewesen wäre, die WM zu verschieben und im Januar mit der Liga präsent zu sein.
Mangel an Wertschätzung
Der positive Test unseres etatmäßigen Kreisläufers und Abwehrchefs trifft die SG Flensburg-Handewitt sportlich sehr hart, noch mehr berührt mich der Fall aber mit Blick auf Johannes Golla persönlich. Er war gerade nach einer langwierigen Fußverletzung zurückgekommen, hat eine schwangere Frau zu Hause und stellte sich in dieser Situation in den Dienst der Nationalmannschaft. Dann spielt er bei der WM auch noch am meisten. Wenn jetzt aber von der Zukunft der DHB-Auswahl die Rede ist, höre ich nur, dass hoffentlich bald Wiencek und Pekeler zurückkommen. Das empfinde ich als Mangel an Wertschätzung und unfair gegenüber all den Nationalspielern, die sich bereit erklärt hatten, diese WM unter besonderen Umständen zu bestreiten, insbesondere gegenüber den beiden Innenblock-Spielern Golla und Firnhaber.
In der Breite die meiste Qualität
Um das Sportliche nicht zu vergessen: Die WM hat einen würdigen Sieger. Dänemark hatte ich nicht als Favoriten Nummer eins auf dem Zettel. Am Ende zeigte sich, dass der Titelverteidiger in der Breite die meiste Qualität hatte. Schweden war zuletzt sehr von Jim Gottfridsson und Jonathan Carlsbogard abhängig, während bei den Dänen plötzlich Jacob Holm, Nikolaj Oris oder Magnus Saugstrup wichtige Rollen spielten. Dennoch hat das Silber der Schweden viel Glanz. Spielerisch waren sie für mich die beste Mannschaft des Turniers. Auch im Finale, als sie bis kurz vor Schluss auf Augenhöhe waren, bevor ihnen Dänemarks Torhüter Niklas Landin mit seinen Paraden die mentale Kraft raubte.
Die WM-Kolumnen von Maik Machulla: