Goldener Glanz und viele strahlende Gesichter beim Wiedersehen. Als Trainer Maik Machulla am Sonntagabend zum ersten gemeinsamen Training der SG Flensburg-Handewitt nach der Winterpause gerufen hatte, präsentierten die beiden Schweden Jim Gottfridsson und Hampus Wanne freudig ihr Mitbringsel von der Handball-EM aus Ungarn: die Goldmedaille.
„Wir sind hammerstolz“, sagte Linksaußen Wanne. Und „MVP“ Gottfridsson fügte hinzu:
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So lange hatten sie im Schatten der goldenen Generation um Magnus Wislander und Co. gestanden, so lange waren sie einem Titel hinterhergejagt. Und nun sind sie endlich am Ziel ihrer Träume: Europameister!
Keine Zeit zum Genießen
Großer Erfolg, kurze Genussdauer. „Es ist echt bitter, dass man das nicht richtig genießen kann. Eine interne Siegesparty am Abend, dann ist alles vorbei“, berichtete Wanne, der am Tag nach dem Triumph mittags nach Göteborg zurückflog. Ein bisschen Trubel am Flughafen, ein Glückwunschbrief vom König – das war’s dann schon. „Zwei, drei Tage mit der Mannschaft nach Ibiza oder Mallorca – das wäre schön gewesen“, verriet Wanne, der aber dafür ein anderes persönliches Highlight begießen konnte: die Verlobung mit Freundin Daniela Gustin.
Duburghalle statt Ballermann. „Jetzt ist wieder SG angesagt. Willkommen zurück im Alltag“, sagte Maik Machulla, der Mitleid mit seinen Spielern hat: „Da arbeitest du viele Jahre auf ein Ziel hin. Und wenn du das erreichst, bleiben dir fünf, sechs Stunden, um es zu feiern. Keine Zeit zum Genießen und zum Reflektieren. Das ist pervers, aber so ist das Geschäft.“
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Bock auf Handball
Wie ist es da nun mit der Lust auf Handball bestellt? „Es geht immer weiter. Ich bin bereit“, sagte Mentalitätsmonster Gottfridsson, der nach dem Triumph direkt zu seiner Familie nach Handewitt zurückgekehrt war und dort die sechs freien Tage zum Tankauffüllen nutzte.
SG-Kapitän Lasse Svan, mit Dänemark EM-Dritter, sagte: „Ich verspüre überraschend große Lust auf Handball.“ Was vielleicht auch daran liege, so der 38-Jährige Handballrentner in spe, dass „ich nur noch vier Monate habe“.
Sein Chef jedenfalls hat keine Sorgen, dass es nun zu einem akuten Spannungsabfall bei den EM-Fahrern kommen könnte. „Ich glaube, dass die Jungs körperlich und mental bereit sind, wieder Vollgas zu geben“, meinte Machulla im Hinblick auf den Bundesliga-Restart am Donnerstag (19.05 Uhr) in Wetzlar.
Er selber stecke voller Energie und habe den spielfreien Januar genutzt, um neue Ideen zu sammeln, Dinge zu hinterfragen und sich Gedanken um die Zukunft seines Teams, in dem mittelfristig einige Positionen neu zu besetzen sind, zu machen.
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Seine Vorfreude auf den Neustart wurde – wie konnte es anders sein – mal wieder vom Corona-Thema getrübt. „Es ist echt ermüdend“, sagte er zur neuen Hiobsbotschaft, dass Mads Mensah und Kevin Möller vorerst aus dem Verkehr gezogen werden mussten.
Vorbereitung ohne Zwei
Die Vorbereitung auf Wetzlar (Dienstag Training, Mittwoch Training, danach Flug nach Frankfurt) findet somit ohne die beiden Dänen statt. Machulla hofft, dass sie eventuell im Heimspiel am Sonnabend (18.30 Uhr) gegen Hannover zurückkehren, das wohl stattfindet.
Die Niedersachsen machten für die am Donnerstag beim HSV Hamburg geplante Partie von einer Sonderregelung Gebrauch, wonach am ersten Spieltag nach der EM Corona-Fälle bei sechs Feldspielern oder zwei Torhütern reichen, um zu verlegen. Am Wochenende gilt aber wieder die übliche Regel, dann müssen für eine Verlegung 50 Prozent eines Teams ausfallen. Deshalb, so die Handball-Bundesliga auf Nachfrage, stehe das Duell der SG mit Hannover vorerst nicht zur Disposition.
Machulla meinte trotz der Flensburger Corona-Fälle: „Ich bin sehr optimistisch. Die Stimmung war super, die Spieler waren voller Spielfreude.“ Und er merkte an: „Die Show muss weitergehen.“