Die jüngste Entwicklung in Sachen Corona und WM war nicht überraschend. Ich hoffe nach wie vor das Beste, mache mir aber auch Sorgen. Nach den Absagen von Tschechien und den USA sind wir wieder auf dem Boden der Realität angekommen.
Es zeigt, dass in 32 Ländern unterschiedlich mit der Pandemie umgegangen wird. Die plötzlich aufgetretenen 17 Fälle im US-Team deuten darauf hin, dass man dort einen eher entspannten Umgang mit der Situation gepflegt hat.
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Naives Konzept
Jetzt könnten die Nachrücker zum Problem werden. Aufgrund der Inkubationszeit besteht das Risiko, dass unerkannt infizierte Teammitglieder in die Mannschaftsquartiere gelangen. Alle hätten sehr viel früher nach Ägypten reisen müssen. So wie es jetzt gehandhabt wird, kommt mir das Hygienekonzept sehr naiv vor.
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Abbruch wäre das Schlimmste
Es bleibt die Gefahr, dass die WM zur Farce wird, vielleicht vorzeitig endet und der gesamte Handballsport so einen enormen Imageschaden davontragen würde. Es wäre das Schlimmste, was unserem Sport passieren kann, wenn nur noch über das Scheitern und die Umstände der WM und nicht mehr über den Handballsport an sich geredet werden würde.
Das wäre sehr schade, weil wir uns auf interessante Mannschaften und ein spannendes Turnier freuen können, wenn alles glatt läuft.
Günstiger Spielplan für Deutschland
Für Deutschland gibt es den bestmöglichen Spielplan mit dem Einstieg gegen Uruguay und dann gegen Kap Verde. Diese Partien müssen und werden auch gewonnen werden, bevor es gegen Ungarn ernst wird.
Die DHB-Auswahl hat den Vorteil, dass der Erwartungsdruck nicht zu hoch ist, sie aber sehr viel erreichen kann. Wie die vielen Ausfälle ersetzt wurden, spricht für die Qualität der Bundesliga in der Breite. Die Spiele gegen Österreich darf man nicht überbewerten, aber sie haben doch gezeigt, dass sich die Spieler im Konzept von Alfred Gislason wohlfühlen.
Lagerkoller vermeiden
Apropos Wohlfühlen. Es wird zur Herausforderung für alle WM-Teilnehmer, in der Blase den Lagerkoller zu vermeiden. Ausflüge, Spaziergänge, Kontakt mit Land und Leuten sind nicht drin. Dennoch muss man auch mal abschalten vom Handball. Da ist die Kreativität der Trainer und Betreuer gefragt, aber auch viel Eigenverantwortung der Spieler.
Maik Machulla (44), Trainer der SG Flensburg-Handewitt, bezieht für shz.de in unregelmäßigen Abständen zu Themen rund um die Handball-WM Stellung