Restart mit kleiner Kapelle: Die Nicht-EM-Teilnehmer des Handball-Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt haben am Mittwoch das Training wieder aufgenommen. Marius Steinhauser, Göran Sögard, Anton Lindskog, Lasse Möller und Franz Semper trainierten Kraft in der Flensburg Akademie. „Schön, dass wieder etwas Handball-Alltag einkehrt. Alle Spieler waren hochmotiviert und gut drauf“, sagte Trainer Maik Machulla, der ab Donnerstag zehn Jugendliche dazuholt, um ein richtiges Handballtraining absolvieren zu können. Seit Mittwoch auch dabei: Rekonvaleszent Magnus Röd. Der 24-jährige Norweger spricht über seinen Patellasehnenanriss, seine Comeback-Pläne und seinen Wechsel zu Kolstad im Jahr 2023.
Herr Röd, wie geht es Ihnen?
Gut. Ich bin froh, dass wir das mit der OP gemacht haben. Ich habe bei meinem Comeback im November direkt nach dem Spiel gemerkt, dass im Knie etwas immer noch nicht stimmt. Seitdem das Knochenteil raus ist, geht’s mir viel besser.
Wie fit sind Sie?
Ich denke, ich bin bei 70 bis 80 Prozent. Ich trainiere täglich zweimal hart für mein Comeback. Mein Ziel ist das Auftaktspiel in Wetzlar am 10. Februar.
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Welche Einschränkungen gibt es für Sie noch?
Ich darf noch nicht hochspringen. Das heißt: Sprungwürfe aus dem Rückraum sind tabu, da ja mein Sprungbein betroffen ist. Da sind wir noch vorsichtig, um kein erhöhtes Risiko einzugehen.
Kopf, Nase, Schulter, Hand, Knie, Fuß – es gibt bei Ihnen fast kein Körperteil ohne Schadensfall. Sie sind erprobt in Sachen Rehabilitation. Was hat die aktuelle Verletzung mental mit Ihnen gemacht?
Ehrlich gesagt: Reha macht keinen Spaß, ich stehe viel lieber auf der Platte. Die erste Zeit im Dezember war sehr hart für mich. Ich habe schon viele Verletzungen gehabt, aber meistens wusste ich genau, wie lange das dauert. Ich bin hier, um Handball zu spielen. Und das konnte ich nicht. Zwei Spiele in einem halben Jahr – das ist gar nichts. Hinzu kam das Thema sportliche Zukunft, was mir auch zu schaffen machte. Nach Bekanntgabe meines Wechsels zu Kolstad wollte ich unseren Fans unbedingt zeigen, dass ich immer noch Flensburger bin, dass ich bis 2023 alles für diesen Club geben werde und dass ich immer noch Qualität habe.
Wie sieht Ihr Alltag aus?
Vormittags trainiere ich unter Anleitung von Michael Döring Kraft in der Akademie, nachmittags stehen dann Cardio, Stabilität und Wurftraining auf dem Programm. In Sachen Abwechslung ist es doch eher langweilig. Ich habe Probleme damit zu wissen, welcher Tag heute ist, weil sich jeder gleich anfühlt. Ich bin froh, wenn ich jetzt wieder eng bei der Mannschaft bin.
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Manch ein Kritiker behauptet, Ihr Körper sei einfach nicht für den Mix aus Bundesliga, Champions League und internationalen Turnieren gemacht. Stimmt das?
Nein, das finde ich nicht. Was allerdings stimmt, ist die Erkenntnis, dass ich es alleine auf der Position nicht schaffe. Ich brauche Unterstützung. Viele meiner Verletzungen resultierten aus einer Überbelastung, da ich halbrechts oft Alleinunterhalter war. Meine Mitspieler fielen aufgrund von Verletzungen länger aus. Holger Glandorf stand lange nicht zur Verfügung, Franz Semper verletzte sich schwer und Alexander Petersson war nicht fit. So musste ich durchspielen und viel Verantwortung übernehmen. Dann ist es natürlich schwer, den Körper frisch zu halten und zu regenerieren.
Besserung ist in Sicht. Schließlich stehen aktuell mit Teitur Einarsson, Franz Semper und Ihnen nominell drei Rückraumspieler auf halbrechts im Kader…
Ja, jetzt ist die Lage umgekehrt. Wir alle drei müssen um Spielzeit kämpfen. So soll es ja auch sein. Es gab Zeiten, da hätte ich machen können was ich will. Ich wusste, ich spiele trotzdem. Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Ich sage klar: Lieber zu dritt als allein.
Werden Sie Ihre Spielweise aufgrund der vielen Verletzungen ändern und vorsichtiger zu Werke gehen?
Nein. Unser System ist sehr auf 1:1-Duelle angelegt, in denen es körperbetont zugeht. Ziel ist es häufig, einen zweiten Abwehrspieler zu binden. Ich werde weiter Vollgas geben.
Aber leider aus SG-Sicht nur bis Sommer 2023. Warum geht es dann in Kolstad und nicht in Flensburg weiter?
Für mich als Norweger war es fast unmöglich, dieses Angebot abzulehnen. Trondheim ist die Stadt, aus der meine Mutter kommt, in der fast meine ganze Familie und viele Freunde leben und für die bald die halbe norwegische Nationalmannschaft spielt. Es ist ein ganz spannendes Projekt. Dazu kommen noch Faktoren wie geringere Reisestrapazen und weniger Ligaspiele. Die Belastung ist viel niedriger als bei einem deutschen Topclub. Vielleicht kann ich deshalb später drei, vier Jahre länger Handball spielen.
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Und ein paar Euro mehr gibt es dort auch zu verdienen?
Der finanzielle Aspekt war für mich am Ende nicht ausschlaggebend. Es war eine schwierige Entscheidung, denn auch in Flensburg ist die Perspektive sehr gut. Der Trainer hat verlängert, das Team ist jung und steckt voller Potenzial, dazu noch die Hölle Nord mit diesen tollen Fans und der Reiz der Bundesliga, die eine ständig hohe Motivation erfordert. Es ist unheimlich toll hier. Aber am Ende spielen die persönlichen Dinge wie Familie, Freunde und Gesundheit eine entscheidende Rolle.
Letzte Frage: Wer wird Europameister?
Es würde mich sehr überraschen, wenn Dänemark nicht den Titel holt. Keine andere Nation hat eine solche Breite wie die Dänen. Da sind im Rückraum Hansen, Lauge und Gidsel, dann kommen Mensah und Andersson – und Holm, Kirkelökke und Mensing sind auch noch da. Und im Tor haben sie einen Landin und Möller – ein unglaublicher Kader. Aber abwarten. Corona könnte noch einiges durcheinanderwirbeln.