Wenn sie auf ihr Alter angesprochen wird, muss sie herzlich lachen. „Nein, ich bin nicht 18, ich bin 20. Das ist schon ein Running Gag in der Familie und der Mannschaft“, sagt Madita Jeß, Rückraumspielerin beim TSV Nord Harrislee in der 2. Handball-Bundesliga. In der Statistik der Handball-Bundesliga Frauen (HBF) steht das falsche Geburtsdatum. Und solange die Liste nicht berichtigt wird, ist Madita Jeß eben 18.
Spaß am Handball
Handball macht den Nordfrauen derzeit richtig Spaß. Sieben Siege in Folge, 18:14 Punkte, aus der Abstiegszone ins sichere Mittelfeld vorgestoßen und im Heimspiel am Sonnabend (17.30 Uhr) gegen den Tabellen-Drittletzten TVB Wuppertal die Möglichkeit, den achten Erfolg in Serie zu landen – es läuft für das Team von Trainer Olaf Rogge.
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„Der Sieg gegen Rödertal im Dezember (31:26, Anm. d. Red.) war wie ein Befreiungsschlag“, erinnert sich Madita Jeß, die in der Torjägerliste der 2. Liga mit 109 Treffern (84 davon aus dem Feld) Platz drei belegt. Gestartet waren die Nordfrauen mit 4:14 Punkten, hatten nach kurzer und holpriger Vorbereitung Anlaufzeit benötigt. „Wir wissen, was die Trainer von uns wollen. Die Qualität im Training ist höher, seit mehr Spielerinnen da sind. Wir haben alle Lust, uns zu verbessern – und das Pech, was wir am Anfang hatten, schlägt jetzt in Glück um“, sagt die Torjägerin.
Der Teamgeist stimmt
2019 kam sie von Oberliga-Aufsteiger TSV Alt Duvenstedt nach Harrislee. Sie fühlte sich auf Anhieb wohl: „Nach zwei Trainingseinheiten hatte ich das Gefühl, dass ich schon ewig hier spielen würde.“ Der Teamgeist – eine Voraussetzung für den sportlichen Aufschwung. Die 20-Jährige schwärmt:
Und Madita Jeß ist überzeugt: „Es geht nur über guten Zusammenhalt. Andere Vereine haben individuell bessere Spielerinnen als wir, weil sie auch mehr Möglichkeiten haben.“
Offene Zukunft
Mehr Möglichkeiten – die hätte wohl auch sie selbst in der neuen Spielzeit. Doch wie es weitergeht, ist vollkommen offen und hat in erster Linie mit der beruflichen Entwicklung zu tun. Madita Jeß ist Polizistin und absolviert derzeit ein duales Studium. „Im Moment ist viel Theorie angesagt, aber von August bis Februar bin ich in der Polizeidirektion für Aus- und Fortbildung in Eutin. Es ist noch keine Entscheidung gefallen, was meine Zukunft anbelangt und ob ich nach dieser Saison noch Handball spielen kann“, sagt sie nachdenklich.
Arbeitgeber mit Herz für Sport
Das ist zu hoffen, weil ihr Arbeitgeber Verständnis für Sportlerinnen und Sportler hat. „In der Hinrunde, beim Spiel gegen Bremen, hatte ich Dienst. Aber die Kollegen haben gesagt: ’Sieh zu, dass Du Dein Handballspiel gewinnst’ und haben mich früher gehen lassen. Zwei Minuten vor Spielbeginn war ich in der Halle“, erinnert sich Madita Jeß und lächelt. In diesem Spiel war sie mit sieben Toren beste Werferin.