Völlig durchgeschwitzt und sichtlich mitgenommen stand Bennet Wiegert am Spielfeldrand. Trotz des am Ende etwas zu deutlichen 25:30 gegen den THW Kiel war dem Trainer des SC Magdeburg eine Sache sehr wichtig. „Wir haben immer noch eine luxuriöse Situation. Und Meisterschaften werden nicht in direkten Duellen mit Kiel oder Flensburg entschieden“, sagte der Coach des souveränen Bundesliga-Spitzenreiters. Vier Punkte Vorsprung sowie ein Spiel weniger hat der SCM als Polster vor dem THW noch.
Den ersten Meistertitel seit 21 Jahren muss Magdeburg sich stattdessen sichern, indem man „seine Hausaufgaben erledigt“. Was er meint: Seine Mannschaft soll sich nicht von der zweiten Niederlage in dieser Saison beirren lassen und in den letzten zehn Spielen agieren wie bisher. Vor allem in unangenehmen Auswärtsspielen wie in Wetzlar oder Erlangen wird der SCM gefordert sein. Die Füchse aus Berlin hat man im Meisterschaftsendspurt daheim in eigener Halle.
Rekordmeister Kiel gibt sich nach außen weiterhin als der bereits abgehängte Verfolger. „Sie sind immer noch zu viele Punkte vorn. Es ist nicht realistisch, Magdeburg noch zu holen“, sagte Torwart Niklas Landin. Und Kreisläufer Patrick Wiencek lobte: „Magdeburg spielt in dieser Saison vielleicht den schönsten Handball in der Liga. Sie haben immer noch einen großen Vorsprung und müssten noch drei Spiele verlieren.“
Das wird aus dem Selbstverständnis des SCM heraus nicht passieren. Das sah auch Clublegende Stefan Kretzschmar so. „Der Vorsprung ist beruhigend. Das werden sie verschmerzen können“, sagte der Ex-Nationalspieler. Ein wenig angekratzt im eigenen Stolz dürften die SCM-Profis dennoch sein. Denn die Niederlage gegen den THW war durchaus vermeidbar gewesen.
So stand es Mitte der zweiten Halbzeit länger Unentschieden und der SCM hätte selbst in Führung gehen können. „Da wäre hier das Hallendach weggeflogen. Aber wir haben einfach zu viele einfache Fehler gemacht“, sagte Rückraumspieler Philipp Weber. Statt Stärke zu zeigen blieben die Magdeburger über 13 Minuten ohne eigenes Tor aus dem Spiel heraus.
Als ein Faktor sah Wiegert die ungewohnt lange Vorbereitung auf das Spiel gegen den THW. Eine komplette Woche blieb dem SCM, sich mit dem Gegner zu befassen. „Das sind wir nicht gewohnt“, sagte der Coach. Ebenso wenig gewohnt war man, in einem Spiel ständig einem Rückstand von zwei bis drei Toren hinterherlaufen zu müssen. „Da musste ich den Jungs schon mal sagen, sie sollen ruhig bleiben.“
Nun geht der SCM wieder in den gewohnten Termin-Rhythmus über. Schon am Dienstag spielt man sein Achtelfinal-Hinspiel in der European League in Lissabon, drei Tage später empfängt man Hannover-Burgdorf. Die Getec-Arena dürfte dann wieder voll sein und ein wichtiger Faktor werden. Der Mannschaft dürfte das guttun.