Für Lasse Möller gab es im März zwei Möglichkeiten: Den Kopf in den Sand stecken oder positiv nach vorne schauen – der Däne entschied sich für Letzteres, auch wenn es ihm schwer fiel. „Das waren harte Tage. Aber so ist das Leben manchmal“, sagt der Handballer der SG Flensburg-Handewitt, dessen Karriere vor fünf Monaten plötzlich am seidenen Faden hing. Mit Schmerzen im rechten Knie war er von der Nationalmannschaft abgereist, in der folgenden Untersuchung wurde ein Knorpelschaden diagnostiziert. „Zuerst habe ich gar nicht verstanden, wie schwer diese Verletzung ist“, denkt Möller zurück. Ein Knorpelschaden hat schon so manche Laufbahn beendet.
Schwarze Tage im März
Damit nicht genug: Am Tag nach der Schock-Diagnose fiel der Corona-Test des 25-Jährigen, der schon zu Saisonbeginn mit einem komplizierten Bruch in der Hand monatelang ausgefallen war, positiv aus. 14 Tage Quarantäne, alleine zu Hause mit der Ungewissheit, ob die Karriere weitergeht. Gute-Laune-Typ Möller hat die schwarzen Tage hinter sich gelassen. „Jetzt gibt es Licht am Ende des Tunnels“, sagt er.
In zwei Operationen brachte Spezialist Dr. Tobias Jung das Knie des Halblinken wieder auf Vordermann. Doch Möller braucht Geduld. Ein Spiel für die SG wird er in dieser Saison wohl nicht machen können. Aber Möller spürt Fortschritte, „jede Woche eine kleine Etappe“, wie er sagt. Krücken und Orthese braucht er nicht mehr, er ist nicht mehr abhängig von anderen, sogar erste Kräftigungsübungen sind schon drin. „Das Knie ist schwach, aber Beweglichkeit und Stabilität sind gut. Damit bin ich glücklich. Eigentlich bin ich sogar überrascht, wie gut es läuft“, berichtet der Däne, der vor einem Jahr von GOG zur SG gewechselt war.
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Der Vizemeister reagierte vor dieser Saison auf Möllers Ausfall und verpflichtete für seine Position Aaron Mensing aus Holstebro – einerseits, um personell für die kräftezehrende Saison gerüstet zu sein, andererseits, um Möller die Zeit zu verschaffen, die er braucht, um wieder gesund zu werden. Denn Maik Machulla setzt weiter große Stücke auf den 25-Jährigen, der bis 2023 an die SG gebunden ist. Zu verlockend waren die ersten Eindrücke des Dänen, der bis zu seiner Handverletzung in elf Spielen 42 Tore geworfen hatte und auch in den Fokus von Nationaltrainer Nikolaj Jacobsen gerückt war.
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Allein: Niemand weiß, ob und in welcher Verfassung Möller aufs Spielfeld zurückkehrt. Er macht sich keinen Druck. Der 25-Jährige betont:
Das mögliche Karriereende sei kein dominantes Thema gewesen, doch der Knorpelschaden brachte ihn ins Grübeln. „Man hat gesehen, wie schnell sich eine Karriere ändern kann. Ärgerlich, dass es dafür so eine Verletzung braucht“, meint Möller. Er will nun ein Studium anfangen, hoch im Kurs stehen Philosophie und Geschichte.
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Eine Reha-Maßnahme fernab von Flensburg könnte ebenfalls noch anstehen. „Vielleicht“, sagt Möller, denn „ich will Teil der Mannschaft bleiben und in der Kabine dabei sein“. Das hilft ihm, positiv nach vorne zu schauen.