Bis vor kurzem war Kolstad IL nur ein kleiner Punkt auf der Handball-Landkarte. Der Club aus dem norwegischen Trondheim ist in der heimischen Liga Mittelmaß, den Kader schmücken keine große Namen.
Das soll sich ändern. Kolstad hat zum Angriff auf Europas Spitze geblasen, schon bald sollen Champions-League-Feste in der über 8000 Zuschauer fassenden Arena Spectrum gefeiert werden.
„Wir haben große Ambitionen“, sagt Manager Jostein Sivertsen, „und wollen in den kommenden Jahren ein europäisches Topteam werden. Wir arbeiten hart, damit das gelingt.“
Sagosen als Wunschspieler und Zugpferd
Als Leuchtturm des Projekts wünscht Kolstad IL sich Sander Sagosen. Der Norweger in Diensten des THW Kiel ist ein Superstar des Handballs und wird in der Heimat verehrt. Sein Transfer, den die meist gut informierte Instagram-Seite „handball.leaks“ für 2023 nach dem Vertragsende in Kiel angekündigt hat, soll weitere Spitzenhandballer locken.
Etwa Magnus Röd von der SG Flensburg-Handewitt, der stets betont hat, dass es für ihn ein Traum wäre, eines Tages auch im Verein mit seinem Freund Sagosen zusammenzuspielen. Bereits zur neuen Saison soll Mittelmann Janus Smarason von Frisch Auf Göppingen kommen.
Weitere prominente Handballer stehen auf der Wunschliste. Sivertsen sagt:
Ziel bis 2024: Norwegens beste Mannschaft
Er ist seit 13 Jahren Kolstad-Manager, schon damals habe er den Traum gehabt, dass der Verein irgendwann für Titel in Frage kommt. „2019 haben wir dann gesagt, dass wir bis 2024 Norwegens beste Mannschaft sein und uns auf europäischem Niveau messen wollen. Falls das früher gelingt, umso besser“, erklärt Sivertsen.
Größter Konkurrent auf nationaler Bühne ist Elverum, seit einigen Jahren Teilnehmer der Königsklasse. „Bis auf unsere Konkurrenten lieben alle unser Vorhaben. Das wird fantastisch für den norwegischen Handball“, frohlockt der Manager.
Finanzierung dank Sponsoren-Pool
Das Emporkommen von neureichen Clubs – wie vor elf Jahren von AG Kopenhagen – löst in der Szene Skepsis aus. Sivertsen versichert: „Wir drücken nicht auf den Start-Knopf, ehe wir nicht sicher sind, dass wir das Projekt realisieren können.“
Die Finanzierung erfolge durch einen Sponsoren-Pool – eine führende Rolle soll dem Vernehmen nach eine Supermarkt-Kette einnehmen – und sei nicht abhängig von einem Mäzen, wie damals bei AG Kopenhagen, Ciudad Real oder dem HSV Hamburg.
SG beobachtet Entwicklungen mit Interesse
Bei der sehr skandinavisch geprägten SG Flensburg-Handewitt verfolgt man die Entwicklung neuer Mitwerber in Nordeuropa – in Aalborg hat ein ambitioniertes Projekt ja schon Formen angenommen – mit Interesse, aber noch unaufgeregt. SG-Vereinschef Boy Meesenburg sagt:
Langfristig könne sich eine neue Situation ergeben, Aalborg und Kolstad hätten eine andere Qualität als die Mäzenvereine in Osteuropa wie Kielce, Veszprem und Skopje – abseits der Finanzkraft. „Dänemark und Norwegen sind als Länder attraktiver. Da kommt für uns, was die Abwerbung von Spielern angeht, Gefahr von allen Seiten“, mutmaßt Meesenburg.