Filip Jicha war nach dem 24:24 gegen den SC Magdeburg beim Kaltstart nach zweiwöchiger Corona-Quarantäne richtig sauer.
„Ich bin enorm stolz, aber auch wütend. Es ist Wahnsinn, was die Jungs geleistet haben wenn man bedenkt, dass sie bis Samstag auf der Couch gesessen haben“, sagte der Trainer des Rekordmeisters THW Kiel und wollte sich einen verbalen Seitenhieb gegen die Bosse der Handball-Bundesliga nicht verkneifen: „Wir fühlen uns ungerecht behandelt. So behandelt man kein Mitglied der Handball-Familie. Ich wünsche das keinem und bin gespannt, welche Regelung getroffen wird, wenn es noch einmal zu einer solchen Situation kommen sollte.“
Obwohl die Kieler vor dem Spiel nur eine Trainingseinheit absolvieren konnten, hatte die HBL den THW-Antrag auf eine Spielverlegung abgelehnt. „Wir stehen unter enormem Zeitdruck, aber die Spieler sollten nicht darunter leiden“, schimpfte Jicha. „Dafür habe ich null Verständnis. Das ist gefährlich für den Körper, da muss man die Spieler schützen.“
Die fehlende Spielpraxis war dem Titelverteidiger im Topspiel gegen Magdeburg anzumerken. „Es war ein extrem hartes Spiel, wir waren fast immer hinten“, resümierte Kiel-Keeper Niklas Landin. Dennoch hätten die Kieler, die mit 23:3 Punkten auf Rang drei vorrückten, die Partie sogar noch gewinnen können. Doch bei der letzten Angriffsaktion des THW gaben die Schiedsrichter nur Freiwurf statt Siebenmeter. „Das ist unglaublich. Man fühlt sich unfair behandelt“, sagte Jicha.
Der Schaden im Titelkampf hielt sich dennoch in Grenzen, weil sich der schärfste Rivale SG Flensburg-Handewitt beim 27:27 gegen den TBV Lemgo Lippe ebenfalls einen Punktverlust leistete. Mit 30:4 Zählern behauptete der Vizemeister die Tabellenführung vor den Rhein-Neckar Löwen (25:9), die im Verfolgerduell bei den Füchsen Berlin einen überraschend klaren 29:23-Sieg feierten.
Die Berliner haben nach der dritten Bundesliga-Niederlage in Serie nunmehr 23:11 Zähler auf dem Konto und keine realistische Titelchance mehr. „Über Ziele musst du nach solch einem Spiel nicht reden. Wir müssen mit der Mannschaft etwas härter ins Gericht gehen“, kündigte Berlins Sportvorstand Stefan Kretzschmar am Sky-Mikrofon eine knallharte Analyse an. „Heute hat es an allen Ecken und Enden gefehlt. Das bittere und traurige ist, dass es die Löwen mehr wollten als wir.“
Entsprechend gut gelaunt war Löwen-Trainer Martin Schwalb. „Ich freue mich für die Jungs. Sie haben von der ersten Minute an alles in die Waagschale geworfen und beherzigt. Wir haben heute einen Sahnetag erwischt und keine einfachen Tore zugelassen“, lobte er den Auftritt seiner Mannschaft. Beste Werfer beim Sieger waren die Nationalspieler Jannik Kohlbacher mit acht Toren und Uwe Gensheimer (7).