Rekordmeister THW Kiel feierte mit 10.000 begeisterten Fans die achte Teilnahme am Finalturnier der Champions League – schon an diesem Sonntag könnte die Jubel-Bühne dem Ligarivalen SC Magdeburg gehören.
Gehen die Kieler im 106. Nord-Derby bei der SG Flensburg-Handewitt nicht als Sieger aus der Halle, kann der souveräne Tabellenführer mit einem Sieg beim HSV Hamburg den zweiten Meistertitel in der Handball-Bundesliga nach 2001 vorzeitig perfekt machen. „Wir freuen uns auf das, was kommt. Da habe ich echt Bock drauf“, blickte SCM-Trainer Bennet Wiegert nach dem 38:20 gegen Schlusslicht TuS N-Lübbecke mit Blick auf die mögliche Meisterkrönung.
Magdeburg freut sich auf die Meisterkrönung
Sechs Punkte beträgt der Vorsprung des Vereinsweltmeisters vor dem Titelverteidiger aus Kiel, der nach dem DHB-Pokal aber immerhin auch noch die Champions League gewinnen kann. Dank des 33:32 im Viertelfinal-Thriller gegen Paris Saint-Germain kann sich THW beim Final 4 am 18./19. Juni in Köln zum fünften Mal nach 2007, 2010, 2012 und 2020 Europas Handball-Krone aufsetzen. „Das ist fantastisch. Es war ein großer Traum, wieder in Köln dabei zu sein, und dann vor Zuschauern. Das ist einfach grandios“, sagte THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi.
Auch Trainer Filip Jicha war geflasht: „Dieses Spiel ist schwer in Worte zu fassen. Das war für uns alle eine magische Nacht.“ Einziger Wermutstropfen war die schwere Verletzung von Hendrik Pekeler. Der Abwehrchef erlitt einen Achillessehnenriss und wird lange ausfallen. „Das ist ein brutaler Schlag für uns und trübt die Stimmung“, sagte Szilagyi. Im Gastspiel bei der SG Flensburg-Handewitt, die im Königsklassen-Viertelfinale an Titelverteidiger FC Barcelona scheiterte, wollen die Kieler am Sonntag (14.00 Uhr/Sky) aber trotzdem mit aller Macht den zweiten Tabellenplatz verteidigen.
Wiegert: „Da ist echt etwas gewachsen“
Der Bundesliga-Primus aus Magdeburg wird dann genau hinschauen, wird seine Partie in Hamburg doch erst zwei Stunden später angepfiffen. „Ob wir am Sonntag oder dann hoffentlich später Meister werden, das ist uns eigentlich egal“, sagte Kapitän Christian O’Sullivan über die Chance auf den frühzeitigen Titelgewinn. Doch Nationalspieler Lukas Mertens bekannte: „Je näher wir kommen, desto größer ist die Euphorie. Wir sind heiß.“
Zweifel am großen Wurf bestehen bei nur noch vier ausstehenden Spielen ohnehin nicht mehr. „Wir wollen das jetzt bis zum Rest der Saison genießen“, sagte Wiegert. Der frühere Profi hat an der Börde ein Team zusammengestellt, dass beinahe in jedem Spiel mit Tempo-Handball begeistert. „Ich kann würfeln, wen ich reinwerfe. Da ist echt etwas gewachsen“, lobte Wiegert die Mannschaft.
Dafür gibt es von allen Seiten viel Lob. „Sie spielen eine überragende Saison, haben starke Torleute und eine gute Abwehrarbeit“, sagte beispielsweise Ex-Bundestrainer Heiner Brand über den wahrscheinlichen Meister. Der kann am letzten Mai-Wochenende in Lissabon auch noch seinen Titel in der European League erfolgreich verteidigen. Die Meisterschaft wäre dafür eine willkommene Einstimmung.