Kiel/Mannheim (dpa) – Uwe Gensheimer hatte sein Lachen auf dem Spielfeld verloren – und auch beim THW Kiel gab es nur lange Gesichter.
Der Kapitän der deutschen Handball-Nationalmannschaft stand nach dem 22:24 seiner Rhein-Neckar Löwen im Bundesliga-Topspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt gequält und mit leerem Blick da. Eine ähnlich bedröppelte Stimmung herrschte bei seinem Kieler Auswahlkollegen Patrick Wiencek nach der sensationellen 20:27-Klatsche gegen die HSG Wetzlar. «Weihnachten wird dieses Jahr nicht so schön», sagte der THW-Kreisläufer mit versteinerter Miene am Sky-Mikrofon.
Mit 28:8 Zählern gehen die Kieler dennoch als Spitzenreiter vor dem punktgleichen Verfolger TSV Hannover-Burgdorf, der sich beim Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten mit 35:33 durchsetzte, und Titelverteidiger Flensburg (28:10) in die kurze Weihnachtspause. «Wir müssen die nächsten zwei Spiele gewinnen – egal wie», forderte Wiencek. Der THW muss am zweiten Weihnachtsfeiertag in Göppingen ran und erwartet zum Jahresabschluss am kommenden Sonntag den TBV Lemgo Lippe.
Gegen Wetzlar war der Titelfavorit völlig neben der Spur und lief von Beginn an vergeblich einem Rückstand hinterher. «Wir haben kein gutes Spiel gemacht», befand Wiencek. «Heute war der Wurm drin. Wir hätten noch drei Stunden spielen können und hätten die Partie nicht mehr gedreht.» Bei den Hessen überragte Torhüter Tibor Ivanisevic mit 19 Paraden.
Die mit großen Ambitionen in die Saison gestarteten Rhein-Neckar Löwen mussten ebenfalls einen Dämpfer hinnehmen, was auch an Gensheimer lag. Der 33 Jahre alte Linksaußen vergab ungewöhnlich viele Würfe. «Wir halten das Grundniveau, welches man als Top-Mannschaft besitzen muss, noch nicht konstant genug. Wir haben Ausschläge nach oben, aber durchaus auch nach unten», sagte der Nationalspieler. Mit 26:12 Punkten sind die Mannheimer als Fünfter aber trotzdem weiter in Schlagdistanz.
Mitte der ersten Halbzeit hatten die Badener den Titelverteidiger sogar im Griff, gaben die Spielkontrolle aber dann leichtfertig wieder her. Warum das so war, wusste bei den Löwen im Endeffekt niemand wirklich. Stattdessen wahrte die SG ihre Chance auf die dritte Meisterschaft in Serie, die nach dem Kieler Patzer wieder völlig intakt ist.
Das lag zum einen an den gerade im zweiten Durchgang überraschend wurfschwachen Gastgebern, zum anderen am teils überragenden Torhüter Benjamin Buric. «Es ist noch eine lange Saison, aber wir bleiben nun in Lauerstellung», sagte der Keeper. Die überraschende 23:25-Pleite beim Abstiegskandidaten Eulen Ludwigshafen schmerzt im Nachgang umso mehr. «Was Donnerstag passiert ist, war sehr, sehr enttäuschend», sagte SG-Trainer Maik Machulla. «Was heute passiert ist, macht mich stolz.»