Die deftige 29:37-Packung im polnischen Kielce und die anschließende 28:33-Pleite in Magdeburg werden keinen besonderen Platz in den Annalen der SG Flensburg-Handewitt erhalten. Denn: Großen Spaß bereiteten die Champions-League-Partie und das Bundesliga-Topspiel dem personell stark gehandicapten deutschen Handball-Vizemeister wahrlich nicht. „Das war insgesamt viel zu wenig“, zog Trainer Maik Machulla ein ernüchterndes Fazit und sprach von Niederlagen, die „einmal mehr sehr weh tun.“
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Einem Flensburger Spieler wird die Reise nach Polen trotz des unbefriedigenden Ergebnisses in besonderer Erinnerung bleiben: Julius Meyer-Siebert. Für die Blitz-Ausleihe vom SC DHfK Leipzig war es der erste Auftritt auf internationaler Bühne. Auch wenn der 21-jährige Rückraumspieler im Gegensatz zum vorherigen Bundesligaspiel beim HSV Hamburg nicht zum Einsatz kam, so haben sich die Trips nach Kielce und Magdeburg aus seiner Sicht gelohnt. Denn er sagt: „Ich will alles aufsaugen, viele Erfahrungen sammeln und fleißig lernen.“
Hinter dem wurfgewaltigen Rechtshänder liegen aufregende Tage. Sein auf drei Monate begrenzter Transfer von Leipzig nach Flensburg ging ruckzuck über die Bühne. Samstagmorgens Telefonat der Manager Dierk Schmäschke und Karsten Günther, mittags Gespräch Günther mit Meyer-Siebert, abends Telefonat Meyer-Siebert mit Machulla, Sonntag Fahrt nach Flensburg, Montag erstes Training.
Eine einmalige Chance
„Für mich stellte sich überhaupt nicht die Frage, ob ich dieses Angebot annehmen oder ablehnen sollte“, berichtet das Handballtalent, das mit seinen Einsatzzeiten in Leipzig zuletzt nicht zufrieden war. „Das ist eine einmalige Chance.“ Was kann es Besseres geben als ein hochwertiges Praktikum bei einem Team, das in der Champions League gegen die Elite des europäischen Handballs spielt und das mit Weltklassespielern gespickt ist, die einem als formidable Lehrmeister dienen können?
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Trotz der schwierigen sportlichen Situation, die naturgemäß auf die Stimmung im Team drückt, ist die neue Nummer 17 der SG voller Euphorie. „Ich will mich schnell einfügen, damit man mich hier gebrauchen kann“, sagt Meyer-Siebert, der betont: „Eine gewisse Eingewöhnungszeit werde ich benötigen.“ Weil er im Vergleich zu Leipzig bei der SG auf ein anderes Spielsystem und eine andere Philosophie trifft. Medieninteresse, die Organisation rund ums Team, Spielrhythmus – „es ist hier alles eine Nummer größer.“
2,06 Meter Körpergröße
Apropos größer: Mit einer Körpergröße von 2,06 Meter schaut Meyer-Siebert auf die meisten seiner Mitmenschen herab. Damit ist er auch im SG-Kader in dieser Rubrik die Nummer eins. Wobei er lächelnd versichert:
Familiäre Wurzeln in Bad Schwartau
Der gebürtige Bayreuther, der mit 16 Jahren an die Leipziger Handball-Akademie wechselte und seit 2020 dem Bundesligakader des SC DHFK angehört, fühlt sich auf Anhieb wohl in seiner neuen Umgebung, in der er das ehemalige Appartement von Alexander Petersson im Norden der Stadt bezogen hat. „Ich war überrascht, dass es hier auch auf und ab geht“, sagt der Bayer über das hügelige Flensburg. „Und ich mag das Meer.“ Kein Wunder, stammt doch die Familie väterlicherseits aus Bad Schwartau, wo heute immer noch Oma, Onkels und Tanten leben. Während seiner Jugend habe er oft den Urlaub an der Ostsee in Timmendorfer Strand verbracht.
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Urlaub steht allerdings in nächster Zeit nicht auf dem Programm des Rückraumspielers, der sich selbst als wurfstark und sehr lernwillig bezeichnet. Ähnlich denkt der Trainer über ihn: „Julius ist ein echter Shooter. Wir werden ihn noch brauchen“, sagt Machulla über den U19-Vizeweltmeister von 2019.
Gestärkt zurück nach Leipzig?
Dieser ist sich schon jetzt sicher, dass das „Praktikum“ an der Flensburger Förde für ihn persönlich ein Erfolg werden wird. „Leipzig hofft, dass ich im neuen Jahr gestärkt zurückkehre. Flensburg hofft, dass sich bis dahin einige verletzte Jungs zurückgemeldet haben – alles gut!“, erklärt Meyer-Siebert, der fleißig an seiner Karriere bastelt. „Ich setze voll auf die Karte Profihandball.“