Er gab auf dem Feld den Ton an, in der Auszeit vor dem finalen schwedischen Angriff und – so lassen es zumindest Instagram-Videos vermuten – auch beim Singen in der Kabine, als die große gelb-blaue Party begann. Jim Gottfridsson hat Schwedens Handballer zum ersten Europameister-Titel seit 2002 geführt. „Davon habe ich so lange geträumt“, sagte der wertvollste Spieler des Turniers zur schwedischen Zeitung Aftonbladet.
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Das 27:26 im Finale gegen Titelverteidiger Spanien beendete die 20 Jahre andauernde Titel-Durststrecke der Skandinavier.
Allgegenwärtige Auszeit-Ansprache
Eindrucksvoll bewies der 29-Jährige von der SG Flensburg-Handewitt in den vergangenen zwei Wochen seine Qualitäten als Handballer und Anführer. Ein Blick in schwedische Medien verrät: Gottfridssons Worte in der Auszeit des neuen Europameisters 19 Sekunden vor Schluss, als es in dem Endspiel-Thriller noch 26:26 stand, sind auf bestem Wege, Kultstatus zu erlangen.
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Nicht Trainer Glenn Solberg sprach in dem Timeout, sondern ausschließlich Gottfridsson. Der Regisseur sagte jedem seiner Teamkollegen in aller Deutlichkeit, was er zu tun und zu lassen hat und schloss mit: „Hört zu, wir werden Europameister!“
Er behielt Recht. Albin Lagergren holte einen Siebenmeter heraus – „das, was wir wollten“, so Gottfridsson –, den der Kieler Niclas Ekberg cool wie eine Eistonne bei abgelaufener Uhr verwandelte. „Es ist unbeschreiblich und natürlich eine verdammte Ehre“, sagte Ekberg anschließend im schwedischen Fernsehen.
Der starke Keeper Andreas Palicka meinte: „Als Kind hätte ich mir nie träumen lassen, mit Schweden eine Goldmedaille zu gewinnen.“
Titel mit Hindernissen
Gottfridsson, der 2013 als 20-Jähriger zur SG gekommen war und dort bei Ljubomir Vranjes und Maik Machulla zum Weltklasse-Handballer reifte, bezeichnete sich als „glücklichsten Mann der Welt“.
Er hob noch einmal hervor, welche Hindernisse der Vize-Europameister von 2018 – vor vier Jahren war Spanien im Finale noch eine Nummer zu groß gewesen – und Vize-Weltmeister von 2021 im Turnierverlauf überwinden musste. Ekberg, der Flensburger Hampus Wanne, Torwart und Kapitän Andreas Palicka, Abwehrchef Max Darj, Felix Claar, Lukas Sandell, Daniel Pettersson – sie alle fehlten zeitweise wegen positiver Corona-Tests.
Die Vorrunde überstand Schweden mit 3:3 Punkten und ganz viel Dusel, in der Hauptrunde war das Halbfinal-Ticket im entscheidenden Spiel gegen Norwegen eigentlich schon unerreichbar. Gottfridsson schwärmt:
Urlaub bis Sonntag
Von Vereinscoach Machulla bekommt der 29-Jährige wie auch Wanne und die dänischen Bronze-Gewinner bis Sonntag frei.
Während die SG sich in Ruhe auf das Spiel bei der HSG Wetzlar am 10. Februar vorbereiten kann, sind Ekberg und der THW Kiel schon am Wochenende wieder gefordert. Im Pokal geht’s am Sonntag (18 Uhr) bei den Rhein-Neckar Löwen um den Einzug ins Halbfinale.
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