Jetzt auch Niklas Landin – die Bundesliga verliert die Weltstars

Wie lange noch wird die Handball-Bundesliga die beste Liga der Welt sein? Für die Topvereine der HBL wird es immer schwieriger, die besten Spieler zu halten. Der zweimalige Welthandballer Niklas Landin wird ab Sommer 2023 nicht mehr beim THW Kiel im Tor stehen. Der Vertrag des 33-Jährigen trägt ein anderes Ablaufdatum – Juni 2025 –, aber er enthält auch eine Ausstiegsklausel, die Landin den vorzeitigen Abschied Richtung Aalborg Håndbold ermöglicht.

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Vertragslaufzeiten zählen nicht mehr

Der Fan lernt, dass die kommunizierten Laufzeiten der Kontrakte mit den Stars oft nur Augenwischerei sind. Die Vereine lernen, dass die strategische Planung immer kniffliger wird. 2023 verliert der THW mit Sander Sagosen noch einen Weltstar, um den der deutsche Rekordmeister sein Team der Zukunft schmieden wollte. Der Norweger geht zu seinem regulären Vertragsende, aber auch er war mit einem sicherlich lukrativen Angebot des THW nicht zu halten.

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THW überrascht von Entscheidung Landins

Interessant sind die unterschiedlichen Erklärungen des abgebenden und des empfangenden Vereins. Der THW nennt Aalborg als Landin-Ziel gar nicht erst und Geschäftsführer Viktor Szilagyi bekennt, dass „uns Niklas’ Entscheidung, vor Ablauf des Vertrages nach Dänemark zurückzukehren, am Ende doch überrascht“, was ein bisschen eingeschnappt wirkt.

Landin nennt in der THW-Mitteilung die Entscheidung zum Wechsel „eine der schwierigsten in meinem Leben“. Die aus der Corona-Pandemie resultierenden Beschränkungen, die vielen, langen Auswärtsreisen, der Wunsch an die Verwandtschaft heranzurücken, mehr Zeit füreinander zu haben – all das führt der Torwart-Riese in der vom THW veröffentlichten Erklärung, zu der keine Nachfragen erlaubt sind, als Beweggründe an:

Projekt Aalborg reizt Landin

Wem das jetzt zu herzzerreißend klingt, der halte sich an die von Aalborg herausgegebene Mitteilung, in der die Dänen von „einer großen Sache für uns alle“ und „großem Stolz“ sprechen. Man rechne mit Landin als entscheidendem Faktor auf der Jagd nach noch mehr Titeln, so Aalborgs Direktor Jan Larsen. Auch Niklas Landin selbst hört sich hier schon viel fröhlicher an als im Kieler Schreiben: Aalborg Håndbold sei die perfekte Lösung, in der Arena dort habe er fantastische Atmosphäre erlebt und – was niemals fehlen darf: „Ich freue mich darauf, Teil des Projekts zu sein.“

Was denn nun, Niklas Landin? Familie oder „Projekt“?

Die Newcomer im Norden Europas

Dem Lockruf der Heimat (oder des Projekts) sind vor Landin schon der besagte Sander Sagosen und die Flensburger Magnus Röd und Göran Sögard erlegen, die es alle im Sommer 2023 zum norwegischen Newcomer Kolstad IL zieht, wo sie Torbjörn Bergerud (bis zum vorigen Jahr bei der SG Flensburg-Handewitt) und Magnus Gullerud (aktuell SC Magdeburg) begegnen werden, die sich alle den Stress der „besten Liga der Welt“ nicht mehr antun wollen. Auch Simon Hald, der bei der SG zu einem der international besten Kreisläufer und Abwehrspieler reifte, soll es wieder in die dänische Heimat ziehen – offiziell ist hier aber noch nichts.

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Es wird allmählich eng für die HBL-Clubs. Was tun? Darauf hoffen, dass der Spuk schnell wachsender Mäzenclubs sich über kurz oder lang von selbst erledigt? Noch mehr Mühe in die Ausbildung stecken, um als Land mit mehr als 83 Millionen Einwohnern mit den 5,8 und 5,4 Millionen zählenden Sportnationen Dänemark und Norwegen mitzuhalten? Vielleicht doch die Liga verkleinern, um die Belastung der Besten zu reduzieren? Mehr Selbstbewusstsein gegenüber EHF und IHF zeigen?

Es gibt einiges, über das man nachdenken könnte.